WMDEDGT – 5. Oktober 2024

Unter „Was machst du eigentlich den ganzen Tag“, kurz #wmdedgt, versammeln sich die Tagebuchbloggenden an jedem 5. eines Monats und berichten vom Tag. Initiiert wurde das von Frau Brüllen.

Geschlafen bei Verwandten. Die Nacht ist doof, ich werde wegen irgendetwas fürchterlich allergisch und wache ein paar Mal von meinem eigenen Schniefen und Röcheln auf. Nervig.

Noch vor dem Frühstück richte ich ein kabelloses Lautsprechersystem ein, damit das Kinderzimmer jetzt zum Vibrieren gebracht werden kann. Der Musikgeschmack hier ist noch nicht gefestigt, so dass jetzt alle Stile durchs Haus schallen, von Helene Fischer über Bauch Beine Po bis hin zu Heavysaurus.

Danach bekomme ich vom Niesen Rückenschmerzen und bin schon wieder genervt. Wir frühstücken frisches Backwerk, danach erledige ich einen kleinen Taxijob. Während ich am Bahnhof warte und neben dem Auto auf der Straße stehe, hält eine schwarze Limousine neben mir, der Fahrer lässt die Scheibe runter und fragt mich etwas. Ich verstehe nicht einmal die Sprache, die er spricht, und zucke mit den Schultern. Wenige Augenblicke später steigt eine bunt angezogene Dame zu ihm ins Auto. Meine Fantasie geht in eine eindeutige Richtung.

Zurück zu Hause dann zweites Frühstück und noch ein Kaffee – aber wir werden trotzdem müde. Also, genauer gesagt nur wir Gäste. Eltern und Kinder sind fit und wach. Und während wir dösend auf dem Sofa liegen, wird um uns herum für die Schule gelernt. Ach, schön, dass ich das nicht mehr muss.

Ich lese ein bisschen, werde aber bald ins Lernen für die Schule eingebunden – zu früh gefreut. Doch es macht Spaß: Was sind die typischen Merkmale eines Märchens? Sortiere die Absätze dieses Märchens in die richtige Reihenfolge und gebe es anschließend in eigenen Worten wieder. Dazu gibt’s ein paar Kekse.

Später, ich bin gerade dabei, auf der Wii im Bowling zu verlieren, ist Zeit fürs Abendessen. Amüsiert sehe ich, was ich aus eigenen Kindertagen zu erinnern glaubte: Spinat ist nur deshalb „ekelig“, weil er aussieht wie er eben aussieht, selbst wenn‘s der mit dem Blubb ist. Für die Erwachsenen gibt’s danach eine Runde Espresso, denn wir haben noch was vor.

Nach dem Aufhübschen fahren wir nämlich nach Frankfurt in den Tigerpalast, das ist ein Varieté-Theater. Die Show ist abwechslungsreich und zu schnell vorbei, so ist das ja immer. Fotografieren ist entspannterweise verboten, so dass sich alle Gäste ganz auf die Darbietungen konzentrieren können.

Zurück zu Hause wollen wir noch einen polnischen Pflaumenwodka als Absacker trinken. Es wird eine kleine Küchenparty daraus, mit etwas zu vielen Absackern und einigen Snacks. Prost!

Das war der September 2024

Im letzten WMDEDGT noch vom diesjährigen Sommerloch gesprochen, endete es im September ganz plötzlich mit dem Anruf einer Kollegin und auf uns regnender Arbeit. Mir fiel schon während ihrer Schilderung auf: das war’s dann für dieses Jahr. Aber das haben ruhige Zeiten eben so an sich, dass sie irgendwann enden, sonst wären’s ja keine ruhigen Zeiten.

Seit langer Zeit mal wieder bei einem Familientreffen gewesen. Vor Ort stellten wir fest: Ich habe zehn Jahre pausiert. Worüber wir nicht sprachen: Die sind alle ganz schön alt geworden. Ich spreche das nicht an, weil: Ich selbst bin natürlich nicht gealtert. Wir saßen bis spät abends draußen, trugen kurze Hosen und leichte Klamotten, aber zurück zu Hause und nur wenige Tage danach läutete ich den Herbst ein und machte „Berliner Kartoffelsuppe“. Das Rezept bei Chefkoch für zehn Personen füllt den größten meiner Töpfe bis an den Rand – selbst die Hälfte reicht für mehrere Tage samt eingefrorenen Portionen. Herrlich.

Mitte September war ich bei einem Konzert in Königswinter am Rhein. Wer hier aus der Gegend kommt, weiß: Das Städtchen war zur Zeit, in der Bonn Hauptstadt war, ein ganz heißer Tipp für Sonntagstourismus. Inzwischen komme ich jedes Mal ernüchtert von dort zurück heim, denn der Zustand der Läden deprimiert. Manche sind geschlossen und verfallen, in anderen ist die Zeit stehen geblieben, nur wenige scheinen den Jahrtausendwechsel mitbekommen zu haben. Die Stadt atmet seit gut 20 Jahren nur noch aus und lebt von vergangenem Ruhm. In weiteren 20 Jahren könnte sie in der Bedeutungslosigkeit verschwunden sein und ich frage mich, ob der Drachenfels als Herzschrittmacher ausreicht, das zu verhindern.

Hotel Restaurant Siebengebirge, einst sicher eine der Top-Adressen, heute sich selbst überlassen
Hotel Restaurant Siebengebirge, einst sicher eine der Top-Adressen, heute sich selbst überlassen

Einen Abend waren wir bei Freunden eingeladen und ich bekam unfreiwillig eine Lektion in Sachen Minderwertigkeitskomplexe. Niemand legte es darauf an, dass ich mich so fühlte – sonst wären es ja keine Freunde – aber mit zwei Absolventen einer Top-Uni und vier Gutverdienern am Tisch zu sitzen und zuzuhören, wie und welche Themen sie jonglierten, da bekam ich Anwandlungen. In solchen Momenten muss ich mir vergegenwärtigen, dass derlei Leute auch nicht alles können. „Erklär mir bitte noch mal, wie das mit diesen Lautsprechern geht, ich versteh das nicht.“ Oder: „Ha, danke dir für den Kommentar (in einer schwierigen Situation), du bist der einzige, der mich zum Lachen bringen konnte.“ Cambridge & Co. ist nicht alles. Einen Blog hat indes keiner von ihnen (lässt sich ja in der Form kein Geld mit verdienen, gell). Prioritäten.

Im September hatte ich auch das zweifellos schrägste Hotline-Telefonat meines Lebens. Ich rief für meine Mutter bei der Telekom-Hotline an. Dran war ein Typ mit einer unglaublich sexy Stimme und einer deswegen hundertprozentig richtigen Berufswahl. Im Verlauf des Telefonats diktierte ich ihm die Bestandteile ihrer E-Mail-Adresse, und ging, um Tippfehler zu vermeiden, behutsam vor.

  • Ich: „… dann die Buchstaben O und F, also zum Beispiel wie das Autokennzeichen von Offenbach.“
  • Er: „Oh, bei dem Kürzel OF muss man aber heutzutage aufpassen.“
  • Ich, frage mich, welche Abkürzung verbotener nationalsozialistischer Zeichen ich hier übersehen habe: „Hä, was bedeutet das denn?“
  • Er, rundheraus: „OnlyFans!“

Ich war kurz sprachlos und den Rest des Telefonats davon abgelenkt, mir den Besitzer dieser Stimme bei OnlyFans vorzustellen. Gleichzeitig war ich aber bemüht, den Gedanken an meine Mutter bei OnlyFans nicht zuzulassen. (Wir haben später darüber gelacht, sogar Muttern selbst.)

Zum Schluss noch ein winziges Rezept für eine Cocktailtomaten-Beilagen-Soße oder etwas in der Art. Schmeckt wunderbar tomatig, wenn die Tomaten einen starken Eigengeschmack haben, ist besser als jede Fertigsoße und obendrein schnell erledigt.

  • 1 Packung kleine Strauchtomaten mit möglichst viel Geschmack, die Tomaten halbieren
  • In einer kleinen Pfanne Olivenöl erwärmen, die Tomaten hinzu geben und auf mittlerer Hitze erwärmen
  • Salz, Pfeffer, Oregano, Basilikum dazu, Deckel drauf
  • Sobald es kocht, Deckel schief stellen, so dass das Wasser entweichen kann und alles etwas eindickt
  • Auf mittlerer Hitze einkochen lassen, das dauert gut 20 Minuten oder etwas mehr

Einfach auf Nudeln schmeckt das schon super, ist aber auch toll zu Gemüse, Lachs oder was auch immer man mag.

Beim Einkaufen über eine Parallele zum Internetlesen gestolpert

Im Supermarkt: Mit allerlei Obst und Gemüse im Wagen schlendere ich an den Regalen entlang, vorbei an Getränken, Haushaltsreiniger, Reis und Süßigkeiten. Ohne rechtes Ziel, ich will nur mal schauen.

Es ist schön, dass all die Produkte nebeneinander im Regal stehen. Ich brauche nicht zum Getränkehersteller in die Eifel zu fahren, zum Bauern fürs Gemüse, in die Niederlande oder weiter weg für das Obst, zum Chemieunternehmen für den Reiniger, nach Asien für den Reis und zur Konditorei für die Süßigkeiten.

Nein, das erledigt die Lieferkette für mich. Die produzierenden Unternehmen senden ihre Produkte aus allen Winkeln der Welt an Firmen wie meinen Supermarkt, der sie schön übersichtlich für mich bereitstellt. Ich gehe nur hier hin und nehme die Sachen mit, die mich interessieren.

Wie das zum Internetlesen passt

Später stehe ich in der Kassenschlange, vertreibe mir kurz die Zeit und schaue aufs Smartphone. In diesen Monaten lese ich vermehrt Blogs, die meisten sind deutschsprachig, einige kommen aus den USA. Um neue Einträge auf den verschiedenen Seiten zu finden, müsste ich eigentlich deren Websiten nacheinander öffnen. Aber das würde bei vielen Seiten doch ziemlich aufwändig. Beim Aufruf jeder einzelnen Seite müsste ich kurz reinlesen, um zu erkennen, ob ein Artikel (oder gar mehrere) neu ist oder ob ich ihn schon kenne. Ich denke: Im Grunde ist jedes Öffnen des nächsten Blogs mit einer Fahrt in die Eifel oder nach China zu vergleichen.

Aber es geht zum Glück einfacher, dafür gibt es nämlich Web-Feeds. In der Wikipedia werden Web-Feeds beschrieben als „eine Technik, mithilfe derer ein Feed von Beiträgen bzw. Änderungen verschiedener Websites erstellt werden kann“. Das klingt komplizierter als es ist. Ich vereinfache:

Die Farm in China, sie produziert etwas, nämlich Reis. Ich, der ich gerade schreibe, produziere auch etwas, nämlich diesen Text.

Dank der Lieferkette wird der Reis von China bis in meine Region transportiert. Bei meinem Blog übernimmt das der Web-Feed: Sobald dieser Beitrag veröffentlicht wird, stellt er den Text zum Abruf zur Verfügung und bringt ihn dorthin, wo er benötigt wird. Neben meiner Website existiert auf den meisten Blogs, Wikis und Foren ein Web-Feed, sogar YouTube-Kanäle haben einen. Jeder neue Beitrag wird darüber bereitgestellt.

Der Supermarkt, der die in aller Welt hergestellten Produkte hier im Örtchen zur Verfügung stellt, ist das letzte Glied in der Kette. Bei ihm fließen alle Produkte zusammen und ich suche mir diejenigen aus, die ich gerne haben möchte. Bei Web-Feeds gibt es dafür sogenannte Feedreader. Das sind Programme oder Webseiten, die ich mit den Web-Feeds der Seiten füttern kann, die mich interessieren. Jedes Mal, wenn ich meinen Feedreader öffne, schaut er nach, auf welchen Seiten neue Beiträge vorliegen, und zeigt sie mir an.

Das Ganze ist ungemein praktisch. Nicht nur für Blogger wie mich, weil ich ohne zusätzlichen Aufwand anderen meine Beiträge zur Verfügung stellen kann. Sondern auch fürs Lesen von Blogs, weil ich als Konsument so einer Vielzahl von Seiten folgen kann, ohne sie umständlich manuell auf neue Beiträge überprüfen zu müssen.

Wir halten bis hier hin fest: Web-Feeds liefern die Inhalte ihrer Quellen an die Feedreader, über die die Konsumierenden sie abrufen können:

  • Reisfarm > Lieferkette > Supermarkt > Kunden
  • Blogger > Web-Feed > Feedreader > Lesende

Diese Feeds heißen übrigens RSS, Atom, XML oder JSON – am Ende tun sie alle fast das Gleiche.

Wieso es manche Inhalte nur teilweise gibt

Im Kassenbereich der Supermärkte findet man oft Aufsteller mit Geschenkkarten. Für diese Karten bezahlt man einen gewissen Betrag und kann ihn später woanders einlösen, sei es für die Sony PlayStation, für Apple-Services oder bei IKEA. Was auffällt: Dabei handelt es sich sämtlich um Produkte, die es im Supermarkt nicht gibt. Aha, so ein Supermarkt hat also kein unbegrenztes Angebot? Richtig. Es gibt Produkte, von denen erhält man hier nur einen winzigen Teil, ein Appetithäppchen sozusagen, das eigentliche Produkt gibt es nur in den eigenen Filialen dieser Anbieter zu erwerben.

Das ist bei Web-Feeds genau so: Man kann sie so konfigurieren, dass sie bei einem neuen Beitrag nur ein paar Sätze oder eine Zusammenfassung anliefern. Einige der von mir abonnierten Blogs machen das so. Ich sehe dann zum Beispiel: Der Kaffeehaussitzer hat eine neue Buchrezension veröffentlicht, die ersten paar Sätze klingen interessant, da muss ich wohl mal seine Website besuchen und den Artikel lesen.

Für die Bloganbieter hat das den Vorteil, dass sie die Lesenden auf ihre Website holen, die Abrufzahlen dadurch besser sind und sie falls gewünscht auch besser Werbung verkaufen können. Als Leser finde ich das völlig in Ordnung, denn bei einem Web-Feed besuche ich die Website in der Regel gar nicht mehr, außer, ich möchte einen Kommentar zum Beitrag absetzen.

Wir halten fest: Manche Web-Feeds enthalten nur einen Teaser, einen Kurztext, der zeigt: hier gibt es etwas Neues zu lesen, komm doch nochmal vorbei.

Welche Inhalte es gar nicht gibt

Zu Hause auf dem Esstisch steht eine riesige Kerze einer bekannten Duftkerzenfirma. Deren Produkte habe ich noch nie in einem Supermarkt gesehen, nicht einmal Geschenkkarten bieten sie an. Was nun? Tja, wenn ich diese Duftkerze kaufen möchte, muss ich das entweder online erledigen oder in konkrete Deko-Läden gehen, die sie anbieten.

Auch das gibt es bei Web-Feeds: Manche Website-Betreiber bieten keine Web-Feeds an, sei es absichtlich oder versehentlich. Der Vorteil für sie liegt darin, dass Menschen, die sich für ihre Inhalte interessieren, immer ihre Website öffnen müssen, um sich über Neues zu informieren. Ist sie klug in Szene gesetzt, können die Anbieter so dafür sorgen, dass die Menschen viel Zeit auf der Seite verbringen und viele Werbeinhalte konsumieren. (Es wäre zum Beispiel technisch möglich, dass auch eine Facebook- oder X-Timeline per Web-Feed bereitgestellt würde, aber daran haben diese Unternehmen verständlicherweise kein Interesse, das passt nicht zum Unternehmenszweck.)

Außerdem gibt es Seitenstrukturen, für die sich ein Web-Feed einfach nicht anbietet. Sinnvoll ist das nämlich nur bei Seiten, auf denen in einer irgendwie zusammengestellten, chronologischen Abfolge neue Beiträge eintreffen. Die Hauptseite der Deutschen Post beispielsweise ist eine statische, feststehende Seite, die zwar aktualisiert wird, auf der aber keine chronologischen Neuigkeiten bereitgestellt werden (anders wäre es bei einem Unternehmensblog).

Wir halten fest: Nicht jede Seite kann per Web-Feed abonniert werden.

Fazit

Web-Feeds sind eine äußerst praktische Funktion des Webs, sowohl für diejenigen, die Inhalte produzieren als auch für die, die sie konsumieren. Viele Seiten bieten Feeds an, manchmal etwas versteckt, oft helfen bei der Suche nach der richtigen Feed-Adresse Seiten wie https://www.rsslookup.com/.

Manche Seiten bieten keinen Feed an. Ich habe in der Vergangenheit ein paar Mal nachgefragt, und manchmal war es ein Versehen oder Unwissen, und die Nachfragen wurden immer positiv aufgenommen. Sogar mein Arbeitgeber hat jetzt einen Feed eingeschaltet. Websites, die keinen Web-Feed anbieten, fallen für mich als Leser in aller Regel „hinten rüber“, ich lese sie dann einfach nicht. Das ist nicht böse gemeint, es passt schlicht nicht zu meinem Konsumverhalten.

Web-Feeds sorgen obendrein für ein angenehmes Leseerlebnis: Sie bieten in aller Regel nur den Text mit rudimentären Formatierungen und Medien wie Fotos und Videos an. Nicht enthalten sind Seitenformatierungen, Schriftarten und -farben. Stattdessen bieten die Feedreader oft eigene Formatierungen an. Darum lesen sich alle von mir abonnierten Blogs wie ein eBook, mit für meine Augen angenehmer Schriftart samt Hintergrund. Und das ist ja nur fair: Wenn jemandem die Schriftart in meinem Blog nicht gefällt, soll die Person selbstverständlich ihre eigene wählen können, es geht ja um den Inhalt.

Und, wie habt ihr diesen Artikel gelesen? Im Web-Feed, im Browser oder per E-Mail-Benachrichtigung?