Im Supermarkt: Mit allerlei Obst und Gemüse im Wagen schlendere ich an den Regalen entlang, vorbei an Getränken, Haushaltsreiniger, Reis und Süßigkeiten. Ohne rechtes Ziel, ich will nur mal schauen.
Es ist schön, dass all die Produkte nebeneinander im Regal stehen. Ich brauche nicht zum Getränkehersteller in die Eifel zu fahren, zum Bauern fürs Gemüse, in die Niederlande oder weiter weg für das Obst, zum Chemieunternehmen für den Reiniger, nach Asien für den Reis und zur Konditorei für die Süßigkeiten.
Nein, das erledigt die Lieferkette für mich. Die produzierenden Unternehmen senden ihre Produkte aus allen Winkeln der Welt an Firmen wie meinen Supermarkt, der sie schön übersichtlich für mich bereitstellt. Ich gehe nur hier hin und nehme die Sachen mit, die mich interessieren.
Wie das zum Internetlesen passt
Später stehe ich in der Kassenschlange, vertreibe mir kurz die Zeit und schaue aufs Smartphone. In diesen Monaten lese ich vermehrt Blogs, die meisten sind deutschsprachig, einige kommen aus den USA. Um neue Einträge auf den verschiedenen Seiten zu finden, müsste ich eigentlich deren Websiten nacheinander öffnen. Aber das würde bei vielen Seiten doch ziemlich aufwändig. Beim Aufruf jeder einzelnen Seite müsste ich kurz reinlesen, um zu erkennen, ob ein Artikel (oder gar mehrere) neu ist oder ob ich ihn schon kenne. Ich denke: Im Grunde ist jedes Öffnen des nächsten Blogs mit einer Fahrt in die Eifel oder nach China zu vergleichen.
Aber es geht zum Glück einfacher, dafür gibt es nämlich Web-Feeds. In der Wikipedia werden Web-Feeds beschrieben als „eine Technik, mithilfe derer ein Feed von Beiträgen bzw. Änderungen verschiedener Websites erstellt werden kann“. Das klingt komplizierter als es ist. Ich vereinfache:
Die Farm in China, sie produziert etwas, nämlich Reis. Ich, der ich gerade schreibe, produziere auch etwas, nämlich diesen Text.
Dank der Lieferkette wird der Reis von China bis in meine Region transportiert. Bei meinem Blog übernimmt das der Web-Feed: Sobald dieser Beitrag veröffentlicht wird, stellt er den Text zum Abruf zur Verfügung und bringt ihn dorthin, wo er benötigt wird. Neben meiner Website existiert auf den meisten Blogs, Wikis und Foren ein Web-Feed, sogar YouTube-Kanäle haben einen. Jeder neue Beitrag wird darüber bereitgestellt.
Der Supermarkt, der die in aller Welt hergestellten Produkte hier im Örtchen zur Verfügung stellt, ist das letzte Glied in der Kette. Bei ihm fließen alle Produkte zusammen und ich suche mir diejenigen aus, die ich gerne haben möchte. Bei Web-Feeds gibt es dafür sogenannte Feedreader. Das sind Programme oder Webseiten, die ich mit den Web-Feeds der Seiten füttern kann, die mich interessieren. Jedes Mal, wenn ich meinen Feedreader öffne, schaut er nach, auf welchen Seiten neue Beiträge vorliegen, und zeigt sie mir an.
Das Ganze ist ungemein praktisch. Nicht nur für Blogger wie mich, weil ich ohne zusätzlichen Aufwand anderen meine Beiträge zur Verfügung stellen kann. Sondern auch fürs Lesen von Blogs, weil ich als Konsument so einer Vielzahl von Seiten folgen kann, ohne sie umständlich manuell auf neue Beiträge überprüfen zu müssen.
Wir halten bis hier hin fest: Web-Feeds liefern die Inhalte ihrer Quellen an die Feedreader, über die die Konsumierenden sie abrufen können:
- Reisfarm > Lieferkette > Supermarkt > Kunden
- Blogger > Web-Feed > Feedreader > Lesende
Diese Feeds heißen übrigens RSS, Atom, XML oder JSON – am Ende tun sie alle fast das Gleiche.
Wieso es manche Inhalte nur teilweise gibt
Im Kassenbereich der Supermärkte findet man oft Aufsteller mit Geschenkkarten. Für diese Karten bezahlt man einen gewissen Betrag und kann ihn später woanders einlösen, sei es für die Sony PlayStation, für Apple-Services oder bei IKEA. Was auffällt: Dabei handelt es sich sämtlich um Produkte, die es im Supermarkt nicht gibt. Aha, so ein Supermarkt hat also kein unbegrenztes Angebot? Richtig. Es gibt Produkte, von denen erhält man hier nur einen winzigen Teil, ein Appetithäppchen sozusagen, das eigentliche Produkt gibt es nur in den eigenen Filialen dieser Anbieter zu erwerben.
Das ist bei Web-Feeds genau so: Man kann sie so konfigurieren, dass sie bei einem neuen Beitrag nur ein paar Sätze oder eine Zusammenfassung anliefern. Einige der von mir abonnierten Blogs machen das so. Ich sehe dann zum Beispiel: Der Kaffeehaussitzer hat eine neue Buchrezension veröffentlicht, die ersten paar Sätze klingen interessant, da muss ich wohl mal seine Website besuchen und den Artikel lesen.
Für die Bloganbieter hat das den Vorteil, dass sie die Lesenden auf ihre Website holen, die Abrufzahlen dadurch besser sind und sie falls gewünscht auch besser Werbung verkaufen können. Als Leser finde ich das völlig in Ordnung, denn bei einem Web-Feed besuche ich die Website in der Regel gar nicht mehr, außer, ich möchte einen Kommentar zum Beitrag absetzen.
Wir halten fest: Manche Web-Feeds enthalten nur einen Teaser, einen Kurztext, der zeigt: hier gibt es etwas Neues zu lesen, komm doch nochmal vorbei.
Welche Inhalte es gar nicht gibt
Zu Hause auf dem Esstisch steht eine riesige Kerze einer bekannten Duftkerzenfirma. Deren Produkte habe ich noch nie in einem Supermarkt gesehen, nicht einmal Geschenkkarten bieten sie an. Was nun? Tja, wenn ich diese Duftkerze kaufen möchte, muss ich das entweder online erledigen oder in konkrete Deko-Läden gehen, die sie anbieten.
Auch das gibt es bei Web-Feeds: Manche Website-Betreiber bieten keine Web-Feeds an, sei es absichtlich oder versehentlich. Der Vorteil für sie liegt darin, dass Menschen, die sich für ihre Inhalte interessieren, immer ihre Website öffnen müssen, um sich über Neues zu informieren. Ist sie klug in Szene gesetzt, können die Anbieter so dafür sorgen, dass die Menschen viel Zeit auf der Seite verbringen und viele Werbeinhalte konsumieren. (Es wäre zum Beispiel technisch möglich, dass auch eine Facebook- oder X-Timeline per Web-Feed bereitgestellt würde, aber daran haben diese Unternehmen verständlicherweise kein Interesse, das passt nicht zum Unternehmenszweck.)
Außerdem gibt es Seitenstrukturen, für die sich ein Web-Feed einfach nicht anbietet. Sinnvoll ist das nämlich nur bei Seiten, auf denen in einer irgendwie zusammengestellten, chronologischen Abfolge neue Beiträge eintreffen. Die Hauptseite der Deutschen Post beispielsweise ist eine statische, feststehende Seite, die zwar aktualisiert wird, auf der aber keine chronologischen Neuigkeiten bereitgestellt werden (anders wäre es bei einem Unternehmensblog).
Wir halten fest: Nicht jede Seite kann per Web-Feed abonniert werden.
Fazit
Web-Feeds sind eine äußerst praktische Funktion des Webs, sowohl für diejenigen, die Inhalte produzieren als auch für die, die sie konsumieren. Viele Seiten bieten Feeds an, manchmal etwas versteckt, oft helfen bei der Suche nach der richtigen Feed-Adresse Seiten wie https://www.rsslookup.com/.
Manche Seiten bieten keinen Feed an. Ich habe in der Vergangenheit ein paar Mal nachgefragt, und manchmal war es ein Versehen oder Unwissen, und die Nachfragen wurden immer positiv aufgenommen. Sogar mein Arbeitgeber hat jetzt einen Feed eingeschaltet. Websites, die keinen Web-Feed anbieten, fallen für mich als Leser in aller Regel „hinten rüber“, ich lese sie dann einfach nicht. Das ist nicht böse gemeint, es passt schlicht nicht zu meinem Konsumverhalten.
Web-Feeds sorgen obendrein für ein angenehmes Leseerlebnis: Sie bieten in aller Regel nur den Text mit rudimentären Formatierungen und Medien wie Fotos und Videos an. Nicht enthalten sind Seitenformatierungen, Schriftarten und -farben. Stattdessen bieten die Feedreader oft eigene Formatierungen an. Darum lesen sich alle von mir abonnierten Blogs wie ein eBook, mit für meine Augen angenehmer Schriftart samt Hintergrund. Und das ist ja nur fair: Wenn jemandem die Schriftart in meinem Blog nicht gefällt, soll die Person selbstverständlich ihre eigene wählen können, es geht ja um den Inhalt.
Und, wie habt ihr diesen Artikel gelesen? Im Web-Feed, im Browser oder per E-Mail-Benachrichtigung?