Über die kurze Zeit der MiniDiscs

27. November 2025 · 2 Kommentare

Wer weiß noch, was MiniDiscs waren? Und wer davon weiß, dass es die schon seit zwanzig Jahren nicht mehr gibt?

MiniDiscs hatten, so die Wikipedia, in Deutschland eine kurze kommerzielle Hochzeit von 1999 bis 2003. MiniDiscs konnten Sound speichern und vereinten die Kapazität von CDs mit der Robustheit von Kassetten. Die kleinen Discs gingen praktisch nie kaputt, waren gefühlt unendlich oft editierbar, ermöglichten ein Abspielen ohne Sprünge und obendrein waren sie klein. Der Grund für die nur ziemlich kurze Blütezeit von MiniDiscs ist übrigens die Erfindung der MP3-Codierung. Die machte Musikdateien kleiner, wodurch viel mehr davon auf einem Datenträger gespeichert werden konnten und sie zudem leichter über das (damals oft noch langsame) Internet verteilt werden konnten.

Um den Jahrtausendwechsel kaufte ich mir eine Stereoanlage. Und weil MiniDiscs zu der Zeit noch als die nächste Speichertechnik für Musik angesehen wurden, enthielt die Anlage auch ein Element für MiniDiscs.

Ich weiß nicht mehr, wie die beiden Events zeitlich lagen, aber damals bot mir ein Freund eines Tages einen tragbaren MiniDisc-Player an. Der sei bei der Arbeit seines Vaters „vom Laster gefallen“, sagte er, und ich war zu naiv zu verstehen, was damit gemeint war. So war ich also jahrelang glücklich, dass das Gerät beim Herunterfallen aus dem Truck keinen Schaden davon getragen hatte. So sah das Ding aus:

Noch heute fühle ich beim Blick auf dieses Foto die Robustheit des Geräts in der Hand. Es war wirklich schwer, und aus Aluminium gemacht. Man konnte nicht nur Musik abspielen, sondern MiniDiscs auch editieren und neue Musik aufnehmen. Die kleine kabelgebundene Fernbedienung rechts klemmte ich mir unterwegs an den Kragen und konnte so den Player in der Tasche verstaut lassen. Das war ein ziemliches Kabelgewirr, aber Kabellosigkeit sollte erst 15 Jahre später ein Thema werden.

Somit hatte sich also der Nachfolger von Musikkassetten in mein Leben geschlichen. Mobile Abspielgeräte für CDs gab es natürlich schon länger, aber die waren sehr erschütterungsanfällig, und CD-Rohlinge zum Bespielen mit eigenen Liedern waren teuer, ganz zu schweigen von den dafür erforderlichen „Brennern“ (den Bespielgeräten). Ich speicherte mir damals sehr viel Musik auf MiniDisc, sie waren neben gekauften Musik-CDs meine Hauptquelle für Musik.

In der Zeit hörte ich oft Musik, von der ich heute weiß, dass sie illegal war: sogenannte DeepDance-Editionen eines gewissen DJ Deep. Der erstellte etwa einstündige kreative Zusammenstellungen aktueller Musik – unerlaubt deshalb, weil dafür keine Tantiemen oder GEMA gezahlt wurden. Heute würde man das einen DJ Mix nennen. Ich erinnere mich an einen Urlaub, an dem ich auf einem sonnigen Balkon saß und diese Mixe, die normalerweise nur eine einzige lange Datei waren, in unzählige Stücke unterteilte und eigens benannte. Das war mit MiniDiscs problemlos möglich, es war mit diesem kleinen Drehrad an meinem Player allerdings eine Heidenarbeit. Etwas nerdig.

Die MiniDiscs hatten fesche Farben, modern war das, und ich spielte passend dazu Musik auf sie auf, so dass ich meine Zusammenstellungen oft schon an der Farbe erkannte. Außerdem wurden sie penibel von mir beschriftet.

Wo all die Technik hin ist, weiß ich nicht mehr. Ich glaube, das Element von der Stereoanlage habe ich eines Tages verkauft, die MiniDiscs habe ich wohl alle weggeworfen. Der „Walkman“ war auch eines Tages weg, vermutlich hatte ich ihn lange nicht gebraucht und dann war die Batterie defekt. Ein stilles Verschwinden, was dem Spaß, den ich in den paar Jahren damit hatte, nicht gerecht wird. Na, dafür gibt es ja jetzt diesen Eintrag.


2 Antworten

  1. Ja, MiniDiscs waren genial! Ich habe sie bis Ende der Nuller Jahre genutzt, um verschiedene Audios aufzunehmen. Und natürlich auch, um sie mit Musik zu befüllen und diese unterwegs zu hören.

    Geniale Sache, genialer Klang, etwas umständliche Handhabung. Schade, daß sie nicht weiterentwickelt wurden und sich nicht am Markt halten konnten.


    1. Wirklich schade. Andererseits nutzen wir alle sie ja nicht mehr – also ist die Zeit vorbei. Du hast aber lange durchgehalten damit!


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