Das war der Dezember 2025

31. Dezember 2025 · Kommentieren

Im Dezember war erst bei der Arbeit, dann zu Hause und dann im Urlaub viel los. Ich trank in einer Kirche ein Bier, erkundete Barcelona und Valencia, machte viele Schritte, wurde nicht beklaut und finde, ich sollte mich mehr bewegen.

Vielleicht ist es ein Zeichen, dass ich beim Tippen des Titels erstmal „Dezember 2024“ schrieb, auch wenn ich nicht weiß, wofür. In jedem Fall lohnt es sich jetzt nicht mehr, das aktuelle Jahr noch zu lernen.

In Bonn gibt’s auf dem Weihnachtsmarkt traditionell einen Stand mit Räucherlachs: Der Fisch wird auf Bretter genagelt, die neben ein offenes Feuer gestellt werden. Die Brötchen, in die der Fisch später gestopft wird, werden zwar von Jahr zu Jahr kleiner, dafür werden sie aber auch jedes Mal teurer. Bei uns ist es trotzdem eine schöne Tradition, wenigstens einmal pro Saison solch ein Brötchen zu erstehen. Diesmal habe ich danach noch heiße Maronen gekauft, das letzte Mal habe ich die vor etwa 30 Jahren gegessen. Was mir auf dem Weihnachtsmarkt gefehlt hat, war Schnee, allerdings hätte ich mich dann auch über die eisigen Temperaturen beschwert – irgendwas ist halt immer.

Aus gegebenem Anlass ein Hinweis an all diejenigen, die gerne andere Leute per Videotelefonie anrufen: Wenn ihr splitterfasernackt vor der Kamera steht, seid euch bewusst, dass das Gegenüber das nicht weiß und beim Annehmen des Anrufs vielleicht gerade in einer Kassenschlange steht.

In den letzten Jahren war der Dezember einer der seltsamsten Monate: Die ersten zwei Wochen standen stets unter großem Druck, weil scheinbar mit dem Jahreswechsel das Universum aufhören wird zu existieren und man bis dahin alles erledigen muss. Was, wenn man es weiter denkt, irrational ist, denn zum Ende der Welt wäre es sowas von egal, ob dieses oder jenes Projekt beendet wurde oder eben nicht. Selbst bei rationalerer Betrachtung – es stehen nun mal etwa zwei Wochen Urlaub an – ist der Endzeitstress nicht gerechtfertigt, denn die meisten Menschen haben über das Jahr durchaus längere Abwesenheitszeiten. Meine Theorie ist die Verbindung aus beruflichen und privaten Verpflichtungen, denn es will schließlich die gemütliche Weihnachtszeit vorbereitet werden, was einiges an Planung und Hetzerei mit sich bringt, mal ganz abgesehen von der unsäglichen Geschenkeschenkerei. Dieser Dezember enttäuschte in der Hinsicht jedenfalls nicht, und obwohl ich an den Weihnachtstagen gar nicht zu Hause war, war es vorher anstrengend. Meine Reisepackliste ist über 70 Punkte lang!

Vorher stand aber noch ein aufregendes Wochenende an: Wir hatten vier Übernachtungsgäste in einer Wohnung für zwei. Da braucht es Dinge wie einen Badezimmernutzungsplan und klare Regeln zu Frühstücks- und Abfahrtszeiten, sonst geht alles durcheinander. Ein bisschen wuselig ist sowas immer, und es ergab sich die Situation, dass ich versuchte, mit einem Fön und einem Trichter eine Luftmatratze aufzublasen. Überraschenderweise klappte das, das bescheuerte Foto müsst ihr euch dazu denken.

An einem der Abende gingen wir mit mehreren Leuten in den Cirque Bouffon in Köln. Aufgetreten wurde in einer Kirche, die überraschenderweise nicht profaniert ist und ich frage mich seither, wie viel Aufwand es wohl ist, die Bühne und die zehntausend kleinen Federn des letzten Acts wegzuräumen, damit möglichst bald wieder Gott gehuldigt werden kann. Auch war das wohl meine einzige Chance, in einer echten Kirche Glühwein, Brezel, Donut und sogar Bier zu genießen, während sehr gut gebaute und trainierte Menschen irre Bewegungen machen und dabei äußerst viel Haut zeigen. Alles recht unüblich für Gotteshäuser. Der Varietéabend war jedenfalls große Klasse und ist sehr zu empfehlen.

Ich verabschiedete mich dann im Büro als einer der ersten in den Weihnachtsurlaub und flog alsbald nach Barcelona. Der Trip war ursprünglich für Ostern 2020 geplant und wurde durch die Pandemie verhindert, aber Spanien lief ja nicht weg. Jetzt also um Weihnachten. Und ich muss sagen: Hui, eine sehr schöne Stadt, jedenfalls wenn man sich all die anderen Touristen und die mitunter unverschämten Preise wegdenkt. Da das nicht geht, habe ich volles Verständnis dafür, dass so manche Einheimische schlecht zu sprechen sind auf Leute wie mich. Entgegen anderslautender Unkenrufe wurden wir nicht beklaut, waren aber aufmerksam und besuchten seltsame Gegenden nur kurz. Große Städte halt.

Barcelona mit der Sagrada Familia

Nach ein paar Tagen fuhren wir weiter nach Valencia. Das klappte mit dem Zug überraschend gut: Anders als erwartet kam man nur aufs Gleis, wenn man sich flughafenmäßig durchleuchten ließ und das Ticket zeigte. Dadurch ging es am Gleis sehr geordnet und geradezu gemütlich vonstatten. Ein paar Stunden später standen wir am sonnigen Bahnhof Valencia, während es in Barcelona noch regnete. Alles richtig gemacht. Wenig später stellte sich raus, dass wir den Regen mitgenommen hatten und so war es die meiste Zeit in Valencia nass, aber im Dezember ist das schon okay.

Valencia an einem (dem einzigen) Sonnentag

Zwei tolle Städte sind das, und die Reihenfolge war auch in Ordnung: Barcelona ist sehr „in your face“-touristisch, laut, teuer und ein bisschen aggressiv, wenn auch sehr schön. Valencia hingegen ist schön, ohne es einem ständig sagen zu müssen. Cafés und Restaurants sind auch hier so reich gesät, dass immer mehr Auswahl zur Verfügung steht als Zeit oder Hunger vorhanden ist. Das viele Besichtigen und Herumgelaufe brachte mir dann auch eine außerordentlich hohe Schrittzahl ein und machte den Dezember zum geh-reichsten Monat des Jahres. Anders ausgedrückt: Wenn ein zehntägiges Sightseeing für solch einen Ausschlag sorgen kann, sollte ich mich wohl generell mehr bewegen.

Womit wir bei den Neujahrsvorsätzen sind – zum Glück mache ich keine. Allerdings schreibe ich gleich nach diesem Text einen wesentlich längeren, eine private Jahresrückschau. Aus so einem Rückblick ergeben sich ganz automatisch Handlungsvorschläge, die ich nicht als Vorsätze bezeichnen würde, sondern eher als Verbesserungserkenntnisse.

Ich wünsche euch einen guten Start in 2026!


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