Das war der Juli 2025

31. Juli 2025 · 1 Kommentar

Im Juli schwitzte ich verklebt, aß Pommes und mittelmäßiges Schnitzel, rätselte über geschmacksverirrte Fertigsuppen und Müdigkeit, war bei der Arbeit zu kommunikativ, spielte Kurzzeitsingle, shazamte auf dem Klo, fand einen Leak über mich im Internet und lach-heulte bei einem Hörbuch.

Das ist doch verrückt, eben habe ich noch festgestellt, dass ich in der kalten Jahreszeit schon wieder den ganzen Glühwein nicht getrunken habe, der seit zwei Jahren aus unerfindlichen Gründen hier lagert, und plötzlich ist Hochsommer. Nun ist es jedenfalls an vielen Tagen heiß, oft mit Regen, und zu jeder Zeit fühlt man sich klebrig. Einmal holte ich mir beim Nachmittagsspaziergang einen Sonnenbrand. Beruhigend, dass es an jeder Jahreszeit etwas auszusetzen gibt, wo kämen wir denn sonst hin.

Hier im Ort gibt es eine dieser Kneipen, die in den 80ern oder früher spawnten und seither düster, mit langer Bar und traditionellen Stammtischen vor sich hin existieren. In unserem Exemplar gibts auch Essen, und donnerstags ist Schnitzeltag. Wir saßen draußen. An der Hauptstraße. Klebrig. Dafür natürlich mit Bier und ganz besonders mittelmäßigem Schnitzel. Ich weiß nicht, was das ist, aber diese Läden haben einen besonderen Flair, vielleicht heißt er „erlebe das vergangene Jahrtausend“. Ich denke, ich war nicht das letzte Mal dort.

Anderntags aß ich eine Fertigsuppe aus dem Glas. Kürbis, sehr gelb. Ich hatte angesichts des Preises hohe Erwartungen und wurde enttäuscht. Klar, dass diese Dinger länger haltbar sein müssen als frische Suppen, aber das muss doch nicht zwangsweise zu ekligem Geschmack führen. Rätselhaft.

Noch ein Rätsel: Mein Juli stand generell unter dem Motto permanenter Müdigkeit. War ich nicht müde, hatte ich Kopfschmerzen, und all das ohne Medikamentenumstellung. Für Frühjahrsmüdigkeit war es zu spät, für die Winterruhe oder diese dubiose Andropause hingegen zu früh. Ohne Kaffee wäre ich aufgeschmissen.

Vor mittlerweile fast zehn Jahren habe ich innerhalb des gleichen Unternehmens den Arbeitsbereich und damit auch die Abteilungen samt Bürokollegin gewechselt. Eine Pandemie später gibt es mobiles Arbeiten und Platzreservierungen, also haben die damalige Kollegin und ich uns den Spaß gemacht, uns im gleichen Büro einzubuchen, um einen Hauch alter Zeiten zu genießen. Das war zwar nicht mein produktivster Tag des Monats, aber gegenseitig Einblicke in die Arbeit zu geben war auf eine ganz andere Art und Weise wertvoll: Wir stellten fest, dass wir im selben firmenweiten Großprojekt involviert sind. Solch bilateraler Austausch mit zufälligem Erkenntnisgewinn ist etwas, das digital so nicht stattfinden kann. (Hier stand erst, „…das digital so nie stattfinden kann“, aber so weit will ich mich dann doch nicht aus dem Fenster hängen.)

Einen Großteil dieses Monats war ich Strohwitwer. Bei solch einem langen Zeitraum fällt mal so richtig auf, was der andere normalerweise im Haushalt tut oder lässt, mal abgesehen vom generellen Anwesendsein. Ich war vor dieser Beziehung ewiger Single und merkte jetzt wieder einmal, dass beides Vor- und Nachteile hat.

Mit Freunden war ich in der Bonner Innenstadt bei „frittenwerk“, es war mein erstes Mal. Es ist ein Pommes-Schnellrestaurant: Man bestellt und bezahlt an einem Bildschirm im Eingangsbereich und erhält einen leicht merkbaren Bestellcode. Unserer war Kirby oder ein anderes Figürchen aus dem Game Boy-Zeitalter, die Kundin vor uns wurde mit „Bestellung für Odysseus!“ aufgerufen – sehr witzig. Pommes und Soßen waren lecker, wenn ich das nächste Mal einen salzigen Snack will, ist der Laden jetzt eine Option für mich. (Übrigens: Süßer Snack? Cinnamood!) Einzig ihr Firmenmotto würde ich nicht unterschreiben: „Fries before guys“, also „Pommes vor Jungs“ 🤨

1993, ich war zehn oder elf, stand ich im Sommer bei einer Dorfdisco auf dem Hof des Kindergartens im Zelt des DJs und nervte ihn gewaltig: Bei mehreren Liedern fragte ich, wie sie hießen. Er brüllte mir über das Dröhnen der Lautsprecher die Antworten zu und musste sie entnervt mehrfach wiederholen, weil ich die englischen Worte nicht kannte. Trotzdem schrieb ich so gut es ging mit und kaufte mir später die CDs. Vor dem Pommes-Essen im frittenwerk musste ich auf die Toilette und nutzte die im Kaufhof. Während ich mich da so vor mich hin entspannte, fiel mir die Hintergrundmusik auf: ziemlich peppig, cool. Im Kaufhof gibt es selten DJs, schon gar nicht auf dem Klo. Worauf ich hinaus will: Man kann über die moderne Technik ja viel nörgeln, aber dass ich vor Ort dank Shazam das Lied ermitteln und meiner Playlist hinzufügen konnte, das war toll. (Dass es zu einem Album namens „Trendy Fashion“ gehört, lässt auf die Musikauswahl des Kaufhauses schließen.)

Wie Daniel vom Hosentaschenblog schamlos geleakt hat, habe ich im Juli zu viel gespielt. (Daniel, ich musste sehr lachen, als ich das las.) Ein Vorteil des Spiels Diablo IV ist allerdings, dass man dabei wunderbar Hörbücher hören kann. Also gab ich mir das scheinbar längste Hörbuch der Welt, über 35 Stunden. „Ein wenig Leben“ von Hanya Yanagihara klingt ganz harmlos, ist aber das Gegenteil. Hier meine Bewertung.


Eine Antwort

  1. Ich freue mich dass du gelacht hast, woanders kommt man fürs leaken ja noch ins Gefägnis. =)

    Wow, wir sind gleichalt. Das ist insofern bemerkenswert, weil meine Frau erst gestern noch nach deinem Alter gefragt hat. Ich habe ihr von deinem Darkroom Erlebnis erzählt und meinte, du bist irgendwo in meinem Alter.

    Die Geschichte mit dem DJ und den heutigen Möglichkeiten löste allerdings schöne Bilder in mir aus. Wir leben schon in bemerkenswerten Zeiten, in denen sich vieles ändert. Manches aus der Vergangenheit taucht gerade auch wieder auf, wie ich heute beim gemeinsamen Besuch mit der Familie im IKEA festgestellt habe. Die machen da nämlich einen auf Siebziger!

    Wenn Cinnamood ein Rorschach-Test wäre, ich würde mich fragen was der Doktor mir attestieren würde. Ich sehe auf deren Startseite nämlich nichts als einen roten Kackhaufen mit einer Erdbeere darauf. Sorry! XD


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