Der Monat begann damit, dass die Dorfjugend voller Jubeln und balzender Röhrgeräusche auf Traktoren die Straßen entlang heizte und Birken hierhin und dorthin transportierte. Mai. Ich schaue danach auf Spaziergängen immer gern die Namensschilder an, die oftmals an den Bäumen angebracht sind. Und wenn da ein Jungenname steht, freue ich mich ein bisschen. Je nach Geschlecht der aufstellenden Person aus einem anderen Grund.
Dieser Tage packte es mich und ich räumte einen der beiden „corner of shame“ in dieser Wohnung auf. Diese peinlichen Orte, die man lieber mit Tür oder Vorhang verdeckt, sie materialisieren sich mit der Zeit von allein, eine andere Erklärung gibt es nicht. Das müsste die Wissenschaft mal untersuchen! Jedenfalls räumte ich eine der Ecken aus und stellte alle Sachen ins Wohnzimmer, das daraufhin voll war. Ich stand überrascht daneben, so mit durchgedrücktem Rücken und den Händen in den Hüften, und sagte: „Ach.“ Wusste nicht, dass in diese kleine Ecke so viel reinpasst. Es zu sortieren und geordnet wieder zurück zu räumen, wurde aufwändiger als erwartet. Das meiste ist jetzt auf dem Müll, im Keller, oder eben besser sortiert.
Am 6. Mai 2025 wurde Skype abgeschaltet, nach 22 Jahren Betrieb. In meinem Leben war die Software die erste, die ich für Sprach- und später Videotelefonie nutzte, wenn die Qualität auch noch oft zu wünschen übrig ließ. Das lag sowohl an der Internetgeschwindigkeit als auch an schlechtem Mikrofon und krisseliger Kamera. Dennoch: good old times, damals, Anfang der 2000er.
An einem Wochenende fand im Nachbardörfchen ein Weinfest statt. Ich war mit ein paar Leuten dort und hatte spontan keine Lust auf Wein, das war sehr unpassend, aber nicht zu ändern. Also gab es für mich Eis und Currywurst. Beim französischen Markt nebenan erstand ich intensiv riechende Gruyère-Salami mit Edelschimmel und Lavendelbeutel, im Bus auf dem Heimweg blieb der Platz neben mir überraschenderweise leer.
Einmal spielte ich wieder Chauffeur für einen Freund, der einen Termin beim Zahnchirurgen hatte und mit weiser Voraussicht ein Beruhigungsmittel nahm. Heißt: Er verhielt sich wie betrunken. Ich fand es lustig, wie er nach der Behandlung, als das Zeug so richtig stark wirkte, Treppen hoch- und runter wankte, lallte und auf der Heimfahrt im Auto fast einschlief. Sicher verhielt ich mich vor einigen Jahren beim gleichen Zahnchirurgen und mit der gleichen Dosis Beruhigungsmittel überhaupt nicht so. Ganz bestimmt.
Eines Nachts träumte ich von meiner Englisch- und Geschichtslehrerin aus den 90ern. Ich mochte die Frau, sie war streng aber gerecht, in Englisch eine gute Lehrerin. In Geschichte ließ sie uns scheinbar wahllos Jahreszahlen auswendig lernen, so als hätte sie vergessen, wie man Jugendlichen was beibringt. Manchmal frage ich mich, wie es meinen damaligen Lehrerinnen und Lehrern heute wohl geht, und dann fällt mir ein, dass einige wahrscheinlich gar nicht mehr leben.
Den Eurovision Song Contest Mitte Mai wollte ich gern mitverfolgen. Dieses Event finde ich jedes Jahr wieder neu spannend und spoilere mich in der Regel auch nicht mit den Songs der einzelnen Länder. Dass Deutschland diesmal nicht den letzten Platz belegte, hat mich sehr gefreut. Auf Mastodon nahm ich Kritik an Stefan Raab wahr, die Leute meinten, er solle einsehen, dass seine Zeit vorüber sei. Das kann ich nur unterstützen, ich fand sein Auftreten äußerst peinlich. Leider war ich an dem Abend (immerhin vom Sport) so müde, dass ich zwei-drei Lieder verschlief, und plötzlich tanzen Menschen auf einem riesigen Würfel in einem Stadion.
Am nächsten Tag erhielt ich eine E-Mail, in der mir ein Amazon-Gutschein versprochen wurde. Solche Mails bekomme ich im Büro ständig (zu Hause ist mein Spam-Filter besser) und ich wollte sie schon löschen – aber dann sah ich, dass die Absender-Adresse echt aussah. Ich prüfte die Verlinkungen, und die sahen auch echt aus. Nanu? Also klickte ich ganz vorsichtig auf den Link zum Einlösen, und tatsächlich war das ein echter Gutschein über knapp zehn Euro. Warum ich den bekam, das lässt sich nur vermuten: Vor ewiger Zeit nahm ich am Amazon-Associates Programm teil, in dem man für empfohlene Produkte Geld bekommt, und schaltete auch ein paar Werbebanner in meinem Blog. Seit Jahren ist das vorbei, es war mir zu aufwändig, unergiebig und als Konsument verachte ich solche Banner selbst – also weg damit. Seither bekam ich jeden Monat eine Mail mit der Info, in diesem Monat bekäme ich keine Prämie ausgezahlt. Neulich kündigte ich meine Mitgliedschaft in dem Programm, eigentlich nur, um diese Mails nicht mehr zu bekommen. Womöglich waren über die Jahre aber doch ein paar Euros zusammengekommen. Na gut.
Irgendwann in diesem Monat hatte ich einige schwindel-induzierte Imponderabilien, cannot recommend. Außerdem hatte ich mein erstes Dauer-EKG, can recommend. Allerdings bekam ich eines ohne Manschette, die muss ja fürchterlich nervig sein, wenn sie sich nachts alle paar Minuten aufpumpt. Das Gerät, das sie mir gaben, hatte stattdessen einen kleinen Clip für den Finger und maß auch so den Blutdruck (wie das geht, verstehe ich nicht, bin aber auch zu faul, nachzuschauen).
In der Freizeit beendete ich „Assassins Creed: Valhalla“ ein zweites Mal. Ich weiß nicht mehr, was ich seinerzeit dafür bezahlt habe, aber wenn es ein Vollpreistitel war, hat mich jede gespielte Stunde etwa 30 Cent gekostet. Ist das viel? Ich glaube, der Stundenpreis bei einem neu gekauften Buch ist höher, aber vergleichen darf man diese Dinge wohl nicht, weil beide auf ihre Art und Weise gut fürs Gehirn sind. Wie dem auch sei, die wichtigste Frage lautet: was jetzt? Mit Markus tauschte ich mich über „Kingdom Come: Deliverance 2“ aus, bin aber noch nicht überzeugt, dass mir das zusagen wird. Wahrscheinlich reite ich lieber noch etwas in Red Dead Redemption 2 herum, das Spiel ist eh das beste der Welt (finde ich).
Und wo ich schon bei Freizeitaktivitäten bin: Ich habe Lemon Curd-Quarktörtchen nach dem Rezept des NDR-Podcasts „eat.READ.sleep.“ gebacken. Der säuerliche Quark und das süße Lemon Curd ergeben eine gute Mischung. Auch wenn ich das mit dem Flambieren nicht hinbekommen habe.
Der Mai endete damit, dass die Dorfjugend erneut voller Jubeln und balzender Röhrgeräusche auf umgebauten Planwagen die Straßen entlang schlich bzw. radelte und statt Birken diesmal sich selbst hierhin und dorthin transportierte (Vatertag).
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