Der Film Casino Royale ist gar nicht so alt, aber das Buch dazu ist tatsächlich das erste, das Ian Fleming geschrieben hat. Der Auftakt einer sehr erfolgreichen Serie. Das Buch wurde 1953 veröffentlicht. Man muss sich beim Lesen immer wieder vor Augen halten: das ist 72 Jahre her. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf verwundert es nicht,
- dass Bond ein unsympathischer Sexist ist,
- dass Rassismus völlig normal dazu gehört,
- dass Frauen bei den Missionen störendes Beiwerk sind und nur fürs leibliche Wohl zu existieren scheinen, und
- dass Bonds Spionagetätigkeit sich auf maximal der Hälfte des Buches versammelt. Im Rest wird gepimpert und aneinander vorbei geredet.
Alles in allem wäre das heutzutage ein zumindest seltsames Werk, auf jeden Fall überarbeitungsbedürftig und sicher ein großartiger Übungstext für Sensitivity Reader. (Ach guck, gerade bei Ian Fleming gibts da sogar eine Initiative.)
Aber!
Das Buch ist andererseits herrlich einfach. Es gibt einen Höhepunkt der Geschichte irgendwo in der Mitte. Und dann gibt es, wie in den Filmen, nochmal einen ganz am Ende. Alles dazwischen ist gemütliches Hinzu- oder Davon-Wegführen. Es gibt ein bisschen Action, ein bisschen Spannung, es wird sich verknallt und dauernd badet oder duscht jemand. Aber das war’s dann auch. Und all das auf entspannten knapp 190 Seiten. Daran könnten sich heutige 1000 Seiten-Epen ein Beispiel nehmen.
Wenn man das Buch also mit dem notwendigen Abstand liest, über den Rassismus, die Diskriminierung und die Stereotype der Zeit lächelt und sich vielleicht sogar freut, dass wir in besseren Zeiten leben, dann kann das ein ganz kurzweiliger Auftakt der Romanreihe sein.
★★★☆☆
Bewertung bei Goodreads
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