Munzees – ein „draußen-online-Spiel“

Seit einer Weile bin ich begeisterter Munzee-Freund. (Wer es nicht kennt: Hier ein Crashkurs.) Ich habe selbst ein paar Munzees angebracht und wenn ich unterwegs bin, werfe ich manchmal einen Blick auf die Karte und prüfe, ob es in der Nähe den einen oder anderen Strichcode zu scannen gibt.

Was ich so toll an dem Spiel finde, ist die Tatsache, dass man raus muss. Vom Sofa aus funktioniert es nun mal nicht, und es gab auch schon Tage, an denen ich mich bewusst auf die Suche nach Munzees gemacht habe – einige lassen sich nämlich mit einem schönen Spaziergang verbinden. So kommt man auch in seiner näheren Umgebung an Orte, die man sonst vielleicht nicht gesehen hätte.

Der Vorteil zum Geocaching ist für mich die Einfachheit. Ich brauche kein Gerät zur genauen Positionsbestimmung (wobei das iPhone das bestimmt inzwischen auch selbst kann) und brauche keine Rätsel lösen. Außerdem werden Munzees zwar nicht immer sofort sichtbar, aber auch nicht extrem versteckt angebracht, so dass man nicht ewig suchen muss. Ich mag das: Ein bisschen umgucken, sich hier und da auf den Boden legen oder irgendwo hin klettern, den Strichcode finden, scannen, freuen. In der Munzee-App werden gefundene Codes rot dargestellt und ich bin jedes Mal aufs Neue zufrieden, wenn wieder ein Pin von grün zu rot wechselt.

So habe ich also immer den einen oder anderen gedruckten Code dabei und klebe ab und zu einen irgendwo hin. Damit auch die anderen Spieler sich ein bisschen freuen können.

Update 20. März: Heute war ich wieder einmal unterwegs und wie jedes Mal ist mir aufgefallen, dass viele Munzees zu hoch angebracht sind. Nicht jeder von uns ist Basketballspieler und kann sich bis zu einem Schild in zweieinhalb Metern Höhe recken…

Wer redet, fliegt!

Es gibt Orte, an denen darf man sich nicht unterhalten. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz und es gilt für Fahrstühle genau so wie für Wartezimmer beim Arzt. Auch im Reisebüro würde ich mich als Wartender an dieses Gesetz halten, in der Bahn und natürlich auf der Toilette eines Restaurants. (Die Örtlichkeiten eines Tanzschuppens genießen einen Sonderstatus und fallen nicht unter diese Gesetzmäßigkeit, was natürlich dem Alkohol zu verdanken ist.)

Neulich betrat ich das Wartezimmer beim Arzt, überwand mich zu einem «guten Tag» und erntete Stille. Warum ist dieses Schweigegebot stärker als Erziehung und Anstand?

Um mich der Frage zu nähern, überlegte ich mir während des Wartens (natürlich ganz still), was all die aufgezählten Orte gemeinsam haben. In allen Situationen stecken fremde Menschen auf verhältnismäßig engem Raum zusammen. Sie wollen alle das Gleiche oder zumindest Ähnliches, aber sie fühlen sich in keiner Weise miteinander verbunden. Die Gesichter im Fahrstuhl kenne ich im Büro vom Flur, in der Tiefgarage gar nicht. Beim Arzt will ich weder meine Krankheitsgeschichte erzählen, noch eine fremde hören. Und beim Pinkeln… lassen wir das.

Entscheidend ist, ob man allein in dieser Situation ist oder nicht. Denn: Sobald man zu zweit ist, wird sich unterhalten. Manchmal dezent leise, bisweilen aber auch störend laut. (Wenn ich schon beim Arzt diese endlos langweiligen Frauenzeitschriften lesen muss, will ich dem Artikel auch wenigstens folgen können. Ach, ich vergaß, dass das der Vergangenheit angehört, ich hab ja ein Smartphone.)

Ich fasse zusammen: An Orten, an denen Fremde es eine kurze Zeit zusammen aushalten müssen, wird nicht geredet. Das Warum bin ich nun schuldig geblieben, aber darüber lässt sich nur spekulieren. Vielleicht wollen wir nichts von uns preisgeben, um dann aber im gleichen Moment in allen Sozialnetzwerken zu posten, dass wir wegen Schuppenflechten beim Arzt sind? Das mutet unlogisch an. Aber so sind wir Menschen eben. Liebenswert.

Geträumt

«Da fällt mir ein: Letzte Nacht habe ich vielleicht einen Stuss zusammengeträumt!»

So oder ähnlich beginnen sie doch, diese Gespräche über schräge Träume. Da war dieser eine, in dem man mit dem Abteilungsleiter auf einer einsamen Insel festsaß und einer Horde Rebhühnern entkommen musste. Oder der andere, in dem man auf einer Leiter saß und auf einem rosa Keyboard spielte, das ausziehbar war.

Man. Aber was träume ich? Klar, die erzählenswerten Träume habe ich auch, sie sind amüsant. Wichtiger sind aber doch die drei anderen Arten von Träumen, die ich (oder man?) eher nicht erzähle.

Träume, aus denen ich aufwache und froh bin, nicht mehr zu schlafen. Träume, die mir Angst machen, nicht weil sie gruselig oder brutal sind, sondern weil sie mich mit einem Gefühl innerer Leere, Unausgeglichenheit, oder gar Unerfüllbarkeit wieder zurück ins Leben entlassen. «Gut, dass ich wach bin», denke ich dann, «wie schlimm wäre es wohl noch geworden?»

Träume, aus denen ich aufwache und traurig bin, nicht mehr zu schlafen. Träume, in denen ich, die anderen, ja die ganze Welt perfekt war. Situationen, die in ihrer unendlichen Vollständigkeit und Farbe das echte Leben so nie bereitstellen könnte. Träume, die zum Träumen anregen. Und gleichzeitig die Sorge aufkommen lassen, sich darin zu verlieren.

Träume, die tagsüber entstehen. Ein kurzer Blick aus dem Fenster, ein kleiner Moment innerer Ruhe – und plötzlich blitzt vor dem inneren Auge eine Idee, ein Wunsch oder ein Plan auf. Ich werde ganz aufgeregt, freue mich, plane weiter und frage mich, ob all dies nicht doch besser nur ein Traum geblieben wäre.

Drei unterschiedliche Arten von Träumen, in ihrer Art aber doch auch gleich: nicht greifbar, schillernd und voller Gefühle. Solche Träume erzähle ich den wenigsten Menschen. Denn mit Gefühlen muss man vorsichtig umgehen.

Träume träumen und Träume leben
leben und träumen und doch im Traum leben
lebendig träumen
träumen und träumen
und doch nicht vergessen können
dass es nur ein Traum ist.