Videostreaming: Watchever, Netflix & Co.

»Netflix kommt nach Deutschland und wird den Fernsehmarkt umkrempeln!«

Wer hat das nicht so oder anders in der letzten Zeit gehört oder gelesen? Die Frage ist nur, was damit überhaupt gemeint ist.

Ein TV-Streamingdienst ist ein Unternehmen, das gegen eine Gebühr Filme live auf den Fernseher im Wohnzimmer oder auf einen sonstigen Bildschirm des Konsumenten streamt – also den Film in dem Moment aus dem Internet lädt, in dem er angezeigt wird. Die Daten werden nur zwischengespeichert, nicht für länger aufbewahrt. Die Preisgestaltung ist bei allen Anbietern einfach: Neben einer Grundgebühr können für einzelne Blockbuster zusätzliche Extrakosten anfallen – das war’s.

Seit etwa anderthalb Jahren bin ich schon Kunde bei Watchever. Dies wird kein Loblied auf dieses Angebot, ich kenne nur sonst kein anderes. Alternative Firmen sind zum Beispiel Maxdome, Netflix, Apple und Amazon. Alle laufen aber nach dem gleichen System, bieten jedoch teilweise unterschiedliche Filme an: So gibt es bei Watchever weniger aktuelle Filme, dafür sind mit der Grundgebühr alle Kosten abgegolten. Bei Maxdome kann man neue Filme extra leihen und bezahlen.

Den Fernsehmarkt umkrempeln? Das ist in meinem Fall schon längst passiert. Als ich vor knapp zwei Jahren von den Streamingdiensten hörte, war mein erster Gedanke: »Und das ist legal?!« Antwort: Aber sicher! Die Zeit der schlecht abgefilmten und nur in japanischer Sprache verfügbaren Schwarzkopien ist vorbei. Beim Streamen kommen die Bilder gerne in HD und Dolby Digital-Ton, also in gleicher Qualität wie Filme von DVD oder sogar BluRay. Trotzdem schlägt mir auch heute noch oft genau diese Frage nach der Legalität des Fernsehvergnügens entgegen. Also nochmal: alles ist völlig legal! Es handelt sich lediglich um ein bislang nocht nicht so ganz bekanntes neues Geschäftsfeld, ich bin mir jedoch sehr sicher, dass es auf Kurz oder Lang das herkömmliche Fernsehen komplett ablösen wird. Man braucht dafür jedoch zwei Dinge: eine schnelle Internetverbindung und einen entsprechend fähigen Fernseher (oder Computer).

Seitdem ich fast kein echtes Fernsehen mehr schaue (GNTM sei da als Ausnahme genannt – ein Laster braucht der Mensch), habe ich witzigerweise auch völlig verlernt, mit Werbepausen umzugehen: Beim Streamen gibt es natürlich keine Werbeblöcke, dafür entrichtet man ja monatlich seinen Obolus. Wenn es dann doch einmal vorkommt, dass ich an einer dieser Kochshows festhänge, bin ich im Werbeblock aufgeschmissen und weiß nicht, wohin mit mir. Im Zweifelsfall geht’s dann ans Smartphone oder die Keksdose.

Dass Netflix als weltweit größter Streamingdienst neulich auch in Deutschland startete, werteten die Medien als Aufrüttelung der hiesigen Angebotslandschaft, Konkurrenz belebt schließlich das Geschäft. Netflix soll der Platzhirsch in diesem Geschäft sein und mehr als einmal las ich schon etwas frühe Todesanzeigen für die anderen Streaminganbieter. Das Besondere an dem amerikanischen Unternehmen? Zunächst sei der Vorsprung im Geschäft zu nennen, die Marktanteile in den USA sind riesig (übrigens sind auch die auf Netflix entfallenden Anteile am landesweiten Datentransfer enorm). Außerdem produziert das Unternehmen als einziges seiner Branche Filme selbst, die teilweise sogar recht gut ankommen, zum Beispiel House of Cards.

Nun, die Zeit wird zeigen, was aus den anderen Firmen wird. Fragte man die Pressesprecher, sie würden der neuen Konkurrenz sicher »sehr gelassen« und »gut aufgestellt« entgegensehen. Wie auch immer der Markt sich entwickeln wird, für mich steht eines fest: Die Zeiten, in denen ich den gefühlt halben Fernsehabend mit dem Schauen von Werbung verbrachte, sind längst vorbei.

Also: Umgekrempelt? Schon lange, im Gegenteil, es geht gar nicht mehr anders!

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