Von teurem und… nicht so teurem Wein

Ein Glas Rotwein vor grünem Hintergrund

Ich habe da so eine App auf dem Smartphone. Man fotografiert das Etikett einer Weinflasche und das Gerät listet Informationen rund um das betreffende Traubenerzeugnis: Durchschnittspreis, Bewertung von Weingut sowie Weinregion, einen Jahresvergleich, die Rebsorte, einen Serviervorschlag… Man kann natürlich gleich ein paar Flaschen kaufen.

Weinbewertung in der Community – recht unsinnig

Großes Highlight der Software ist aber die eigene Sterne-Bewertung mitsamt persönlicher Meinungsabgabe. Die Kommentare zu einem Wein werden öffentlich angezeigt. Meine Bewertungen sehen im Schnitt etwa so aus:

  • Bisschen angetrunken, tolle Party, schmeckt kühl ganz gut. (****)
  • Starke Säure (***)
  • Etwas trocken, dafür aber gut. (****)

Dagegen klingen die Bewertungen der übrigen Nutzer anders:

  • Frischer Silvaner, etwas verhalten im Glas, am Gaumen deutliche Fruchtaromen von Apfel, Limetten, Ananas und Maracuja. Trocken mit angenehmer Säure. Schlank mit mittlerem Abgang (****)
  • Etwas Zitrus, feine Frucht, frische Säure… Körper, Kraft, Mineralität (***)
  • Dry and strong flavour, excellent with steak and goulash (*****)

Zugegeben, ich kontribuiere möglicherweise etwas weniger. Dafür erinnere ich meist, in welcher Situation ich den Wein trank (vor allem, weil das Foto gespeichert wird) und könnte ihn nachbestellen.

Es irrt aber, wer glaubt, die Technik könne helfen, wenn man im Laden vor tausend verschiedenen Weinen steht und einfach nur „einen leckeren“ kaufen möchte. 20 Minuten habe ich schon damit zugebracht, am Regal auf und ab zu gehen, Weine zu scannen und die Bewertungen zu lesen. Nur um festzustellen, dass auch eine App eine viel zu große Auswahl niemals wird kompensieren können.

Den Wein (einfach) selbst herstellen?

Man wünscht sich im Weinglas nun mal etwas, das schmeckt. Gerade deswegen lohnt sich der Blick woandershin – ins Reagenzglas. Das sagt jedenfalls ein Start-Up, das Wein unkonventionell produzieren möchte: ohne Trauben. CNBC schreibt:

While most winemakers focus on the quality of the grapes and the effect that soil and weather conditions have had on each year’s harvest, Lee and his partners […] view the creation of wine as a chemistry experiment, bonding a combination of amino acids, sugars, ethanol and other elements together. By doing so, says Ava, the company can recreate the tastes not only of various wine styles but of individual bottles.

Mit anderen Worten: Die mischen ein paar Chemikalien zusammen und fühlen sich in der Lage, den Geschmack nicht nur bestimmter Weinsorten, sondern individueller Flaschen kopieren zu können. Was zum…?

Käme auf einen Versuch an

Wein in hundertprozentiger Gleichheit, will man das eigentlich? Ich glaube, nein. Trotzdem klingt es spannend, was Avawinery da vor hat. Fragt sich, wie viel so ein Fläschchen kosten würde. Und wir wissen bereits, dass zumindest mein Gaumen gute Weine sowieso nicht zu würdigen weiß. Es klingt nach Geldverschwendung.

Ein Gläschen des… darf man das Getränk überhaupt Wein nennen? Jedenfalls würde ich das Ergebnis dieses Chemieversuchs trotzdem gerne probieren. Und wahrscheinlich nicht den Hauch eines Unterschieds erschmecken, obwohl das Gesöff sich womöglich verhalten im Glas präsentiert.

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert