Als ich aufwache, dudelt das Weckerradio bereits seit zwanzig Minuten. Na sowas. Ich stehe auf und mache mir keinen Kaffee, denn heute muss ich „zum Labor“, wie es hieß, also Blutabnahme und EKG, und dafür soll man ja nüchtern sein. Der Arzt ist leider über 20 Kilometer weit weg, und wegen der Uhrzeit sind die Straßen natürlich überfüllt. Ich habe immerhin ein spannendes Hörbuch: Fourth Wing von Rebecca Yarros – Rezension folgt.
Als ich die Praxis betrete, streitet sich gerade eine Patientin mit einer Angestellten am Empfang, es geht um Verzögerungen im Betriebsablauf. Wie sich herausstellt, ist die Praxis an diesem Montagmorgen wegen Krankheiten überraschend unterbesetzt und kurz davor, komplett zu schließen. Eine der Angestellten hat außerdem Schmerzen und die einzige anwesende Ärztin überlegt laut, ihre eigenen Angestellten zu behandeln. Die haben hier klassischen Montag.
Der Patient vor mir kommt aus exakt den gleichen Gründen wie ich, hat einen Termin zur gleichen Uhrzeit und soll sich auf eine unbestimmte Wartezeit einstellen, außerdem muss sein EKG verschoben werden. Als ich dran bin, biete ich eine Komplettverschiebung des Termins an, die Arzthelferin gibt einen dankbaren Seufzer von sich. Manchmal, denke ich, ist mein Bürojob mit viel Homeoffice-Anteil gar nicht so schlecht. Unverrichteter Dinge fahre ich also wieder heim, nochmal 20 Kilometer. Völlig nutzlos, könnte man sagen, aber so habe ich wenigstens über eine Stunde Hörbuch gehört.
Zu Hause dann endlich der verdiente (naja) Kaffee. Im Arbeitsmailpostfach sind über das vergangene Brückentagswochenende unerwartet viele Nachrichten eingegangen, also besteht der Vormittag daraus, sie abzuarbeiten. Plötzlich unterbricht mich dabei der Mittag, kein Wunder, ich fing ja sehr spät an. In der Pause versinke ich wieder in dem Hörbuch und überziehe sie. Das Ergebnis: Zum – trotz des späten Beginns pünktlichen – Feierabend habe ich nicht alles weggearbeitet, sowas nervt mich immer. Aber okay, morgen ist noch ein Tag, und die Minusstunden sind ja freiwillig.
Abends habe ich einen sehr ungünstig liegenden Termin beim Sport. Ungünstig, weil mein spießiges Ich ab 18 Uhr den Abend einläuten möchte, statt unter Aufsicht Dehn- und Kraftübungen zu machen. Nachdem ich neulich dabei fast das Bewusstsein verlor, lassen wir diesmal die schlaue Uhr mitlaufen und schauen ständig, dass der Puls im Rahmen bleibt. Ich ärgere mich, dass mein Herzschlag bei ein wenig Anstrengung sofort in die Höhe schnellt und mir flau wird. Ich hatte erwartet, durch meine regelmäßigen Spaziergänge und das Treppensteigen-statt-Aufzugfahren wenigstens etwas fitter zu sein. Daran muss ich dringend arbeiten.
In einer der Ruhepausen fragt der Trainer mich, was heute Abend auf dem Speiseplan steht. Ich sage: „Das möchte ich glaube ich nicht verraten.“ Er grinst und ich gebe zu: „Fertigpizza?“ Wir sind uns einig, dass selbst Mozzarellapizza im Grunde Müll ist, der den Magen füllt. Wir sprechen über Proteine und gesünderes Essen, und als ich zu Hause bin, mache ich mir ein Omelett mit Speckwürfeln. Nimm das, Körper, und bau Muskeln auf. Das wörkaut war heute dafür jedenfalls ausreichend.
„Was machst du eigentlich den ganzen Tag“, kurz #wmdedgt, ist eine Idee von Frau Brüllen zur Förderung der Kultur des Tagebuchbloggens und findet an jedem 5. eines Monats statt.
Schreibe einen Kommentar