Der November wartete mit mehreren Highlights auf, stellte ich beim Durchscrollen meines Tagebuchs gerade fest. Los ging es mit einem Mini-Urlaub beim Familienteil in Hessen. Ich verabschiedete mich an einem Freitag schon vor der Mittagszeit ins Wochenende und beantwortete alle diesbezüglichen Fragen damit, dass ich Wichtigeres zu tun hätte: „Ich muss um 16 Uhr im Kino sein!“ Pumuckl und das große Missverständnis war ein riesiger Spaß, vergrößert dadurch, dass wir das Kino in Offenbach für uns allein hatten. Das Wochenende war ansonsten geprägt von Ausflügen, gutem Essen, einmal sogar offiziellem Gänseessen.
Anderntags wurde mir innerhalb meines Unternehmens ein anderer Job angeboten. Genauer gesagt soll ich woanders hin ausgeliehen werden. Ganz unabhängig davon, ob und wie und wann, freue ich mich, dass man bei der Abfrage im Leitungsteam überhaupt an mich gedacht hat. Macht mich auch ein bisschen stolz.
An einem Dienstagnachmittag wurde ich gegen Tetanus geimpft. (Kleine Erinnerung, mal in eure Impfbücher zu schauen, das sollte man nämlich alle zehn Jahre erneuern. Ein wunderbar langer Zeitraum, um es völlig aus den Augen zu verlieren.) Als Nebenwirkung war ich die restliche Woche so müde, als hätte ich gerade einen Dauerlauf beendet. Meine Güte. Andererseits war das auch in Ordnung, weil das Wetter dazu passend regnerisch und kalt war, da passt es, faul herumzuhängen, täglich zwei Mittagsruhen einzubauen und abzuwarten.
Ein weiteres Highlight des Monats war ein vom Buch „Zu Fuß durch Bonn“ geführter Spaziergang durch den Stadtteil Bad Godesberg, wieder mit Familie. Auch wenn wir keine neuen Orte oder geheimen Gässchen kennenlernten, war es spaßig, die Gegend als Ganzes zu ergehen. Bei dem Spaziergang wurde sehr deutlich, wie reich und edel der Stadtteil früher einmal gewesen ist.
Dann gab es noch viele kleine Höhepunkte in diesem Monat. Eine neue Batterie im Smartphone, auf dass es endlich wieder einen Tag lang durchhält. Knuddelei mit einer Bürohündin, eine Samojede, so unglaublich flauschig und gut erzogen, traumhaft. Eine äußerst langweilige Fortbildung, bei der der externe Trainer mit seinem starken französischen Akzent für ungewollte Lacher sorgte: Er sprach von „Ürden“ (Hürden), „Be-Örden“ (Behörden) und von einem „Acker-Angriff“ (Hacker-Angriff). Am Ende lachten wir Tränen und angesichts des trockenen Themas tut es mir nur mäßig leid, dass wir solch simplem Humor verfielen.
Ebenfalls schön war das Nachbacken eines Rezepts, das ich bei TikTok sah. Mit solchen Versuchen habe ich nicht ausschließlich gute Ergebnisse erzielt, aber der Mandelblechkuchen mit extra Sahne für die Saftigkeit war sehr lecker. Ich erinnere mich, so ein Ding vor ewiger Zeit schon mal gebacken zu haben und freue mich, das Rezept jetzt wieder entdeckt zu haben.
Was war noch? Ich schaute den Film Tanz der Vampire von 1967, der mir als Kind eine jahrelange Panik vor Vampiren und schrägen Dachfenstern bereitete. Als Erwachsener fällt auf: Der Film ist vergleichsweise schlecht gemacht, gar nicht gruselig, stellenweise sogar regelrecht nervig und vermittelt aus heutiger Sicht obendrein so manches Thema fragwürdig.
Das letzte Highlight des Monats war der Spaziergang mit dem lieben Bonner Mitblogger Carsten von https://alltaeglichesundausgedachtes.com/. Wir trafen uns an der Bonner Oper und gingen bei vermutlich -20°C und und Windstärke 18 am Rhein spazieren. Da waren die Einkehren – die Einkehrungen? – also jedenfalls war das Eingekehre in einem beheizten Bier-und-Glühwein-Garten sowie in einem alte-Leute-Café zu Sahnetorte und Käffchen mit Schuss nur angemessen.
Dieser Monatsrückblick kommt einen Tag zu spät, weil ich ein ganz tolles, neues Spiel für die PlayStation habe. Im November habe ich aber Bücher gelesen und Hörbücher gehört, unter anderem:
- Dreimal im Leben von Arturo Pérez-Reverte: Lebensumspannende Geschichte eines Eintänzers (professioneller Tänzer bei edlen Anlässen) und der von ihm angebeteten Frau. Ein Buch, das auf einem Hochseedampfer beginnt und auch beim Lesen so einige Aufs und Abs mit sich bringt. Ich schaffte es erst im zweiten Anlauf durchzulesen.
- Gevatter Tod von Terry Pratchett: Das chronologisch vierte Buch in der Scheibenwelt-Reihe. Diesmal lernen wir den Tod als schrägen Charakter kennen, der von der ewigen Arbeit genug hat und sich einen Azubi zulegt. Der für mich bislang schwächste Roman der Reihe, dennoch ganz witzig.
- Das Damengambit von Walter Tevis: Der Roman ist nach einem speziellen Zug beim Schach benannt und darum geht es auch. Ein junges Mädchen ohne Eltern wächst in einer Heimerziehung auf und strebt bald an, die beste Schachspielerin der Welt zu werden. Spannend, welche Schwierigkeiten sie dabei überwinden muss. Packend, finde ich, und auch zu verstehen, wenn man Schachlaie ist (ein Wort, das ich sicher vorher noch nie geschrieben habe).
- Das Glück der Geschichtensammlerin von Sally Page: Geschichte einer Putzhilfe, die gern mit den Menschen spricht, bei denen sie arbeitet. Sie sammelt die Geschichten und träumt sie weiter, bis sie eines Tages nach ihrer eigenen Geschichte gefragt wird. Ließ sich gut weghören, ich mochte die Charakterbildung der Hauptpersonen.
- Bist du sauer auf mich? von Meg Josephson: Bei der Analyse von problematischen Situationen sind die drei steinzeitlich erlernten Reaktionen fight, flight und freeze bekannt. Es gibt eine vierte, „fawn“ – also Rehaugen machen. Die Autorin erklärt, wieso Menschen dazu neigen, mit dieser Handlungsoption das Gegenüber möglichst zufrieden zu stellen. Bei Sachbüchern habe ich stets Motivationsprobleme, hier trugen mich spannende Phasen über die eher drögen hinweg. Trotzdem im Gesamteindruck lohnenswert.
- Eifel-Gold von Jacques Berndorf: Cozy Crime von 1993, als es den Begriff noch gar nicht gab. In der Eifel werden 18 Millionen Mark gestohlen. Wer war’s und was passiert mit der Kohle? Was ich gern wüsste, aber nie erfahren werde: Wieso befindet sich auf den ersten Seiten des Buchs eine persönlich an mich gerichtete Widmung des Autors?!
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