Ein Browser, der Fragen beantwortet und Seiten zusammenfasst? Tschöö, klassische Suchmaschine

Erst wenige Tage ist es her, dass ich vom Arc Browser las und die App auf dem iPhone installierte. Und trotzdem suche ich seither Informationen fast nur noch darüber. Der Browser verwirrt mich zwar nachhaltig durch ein ungewohntes Design und wirkt dadurch eher wie eine Machbarkeitsstudie. Aber er kann Fragen direkt beantworten, und alle folgenden Weblinks führen zur Arc-Antwortseite der jeweiligen Frage.

Was an Softwares wie Arc neu ist (es gibt sicher dutzende dieser Art)

Mit der Suchanfrage im Gepäck stellt Arc erst einmal eine klassische Ergebnisliste zusammen. Der Browser schaut sich danach die gefundenen Seiten aber an und fasst die Ergebnisse in wenigen Stichpunkten nach (vermuteten) relevanten Themengebieten zusammen.

Ja, das ist keine neue Erfindung, Google macht das schon lange. Arc gibt aber zudem direkt unter den Antworten die Quelle an und verlinkt Stichworte, die das Suchergebnis verfeinern können. Was mich am meisten beeindruckt, ist die Paraphrase: Arc fasst alle Suchergebnisse gesammelt und in „eigenen Worten“ zusammen, statt einfach Zitate wiederzugeben. Am Ende werden diese Quellen nochmals gelistet, so dass man auf den klassischen Seiten weiter lesen kann.

Livetest

Gestern war Auftakt der EM und die Moderatorin der Sportschau trug Socken mit Bart Simpson-Aufdruck. Das Netz und auch ich fragten sich: „Warum tut sie das?“ Während die Sendung noch lief, konnte die Antwort nicht gefunden werden, weil alle Newsseiten selbst nur spekulierten. Zaubern kann das Ding also nicht, das beruhigt. (Inzwischen könnte auf der verlinken Seite die Antwort zu finden sein.)

Will ich aber wissen, warum der D-Day so heißt wie er heißt, ob die Deutschlandcard vergleichbar mit Paypal ist, wie diese französische Kopfbedeckung mit Bommel heißt, wann Iberogast angewendet wird, was ein Pull Request ist, für welche Farbe #ccc steht und was das überhaupt für eine Codierung ist, oder welches von Bonn aus das nächstgelegene Moor ist, dann kann Arc das natürlich alles beantworten. Gerade die Moor-Sache finde ich gut, weil es dafür möglicherweise das Verständnis von Geographie und Ortskenntnis braucht und damit mehr als die Zusammenfassung einer einzigen Website. Vielleicht steht das aber auch auf einer der Websites. Ich weiß das aber nicht, weil ich diese Quellen nicht angeschaut habe.

Nachteile, die definitiv auf uns zukommen

Und hier liegt dann auch die Gefahr dieser Zusammenfassungen: Ich will nur kurz die Antwort auf meine Frage wissen, allenfalls ein paar Infos drumherum bekommen. Nur selten interessiere ich mich für die komplette Hintergrundstory und warum Katrin Müller-Hohenstein sich ausgerechnet für Bart-Socken entschieden hat und nicht, was weiß ich, für Pizza- oder Einhornsocken. Ich vertraue also darauf, dass der Browser seinen Job schon richtig macht. Bei meinen Tests klappte das zwar meist, aber nicht immer.

Das bietet natürlich Potenzial für versehentliche Falschinterpretationen seitens der künstlichen Intelligenz und in der nächsten Stufe für absichtlich eingebaute Fehler und kommerzielle bzw. interessengeleitete Nutzung. Bis zu dem Moment, in dem unmoralische Akteure das feststellen und ausnutzen, leben wir aber auf einer Insel der Glückseligkeit (so kann man das sagen, oder?).

Auf keinen Fall brauche ich jedoch die klassische Liste mit Suchergebnissen, die ich einzeln anklicken und mir auf der jeweiligen Seite selbst die Info zusammensuchen muss. Das ist sooo 2023, als ChatGPT samt KI-Durchbruch noch unbekannt waren.

Weitere Funktion und Selbstversuch

Die App kann obendrein einzelne Webseiten fix zusammenfassen. So kann man schnell herausfinden, ob einen deren Inhalt überhaupt interessiert. Ein TL;DR sozusagen. Aber keine Sorge: Wenn bald niemand mehr Webseiten selbst liest, sondern sich alles von der klugen Technik wiederkäuen lässt, macht das gar nichts, denn die Inhalte wurden bestimmt schon automatisch generiert, nicht wahr. Wir produzieren und konsumieren bald komplett automatisch. Irgendwann kürzen wir uns wohl selbst weg.

Und klar, die Idee liegt nahe und ich werde es natürlich tun: Nach dem Veröffentlichen dieses Beitrags werde ich ihn zusammenfassen lassen und das Ergebnis unten ergänzen. Vorher mache ich aber Milchreis. Moment… wie mischt man doch gleich Zimt-Zucker?

Fazit: Eine nice Funktion. Beim Layout gibts für mein Empfinden Luft nach oben, das Zeug zum Standardbrowser hat Arc aus zahlreichen Gründen auch nicht. Aber der Browser bietet einen Blick in eine mögliche Zukunft der Onlinesuche.

Selbstversuch: Ergebnis

Das hat keine fünf Sekunden benötigt

Meinungen zu dieser Zusammenfassung?

2 Kommentare

  1. Nee, ich traue mich nicht. Oder? Nee. Hm. Ist das wirklich gut, im Sinne von besser, als wir es bisher kennen? Ich weiss nicht… aber ich bin echt schlecht im goo… äh, startpagen, hilft einem arc dann?

    1. Aaalso, ich denke, Zusammenfassungsservices können helfen, aber wie bei klassischen Suchmaschinen auch macht man sich von dem Ergebnis ein Stück weit abhängig. Ich mag es, dass die Quellen genannt werden, aber die Verlockung, die Suchergebnisse für bare Münze zu nehmen, ist groß.

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