Gelesen: Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße • Maxim Leo

3. August 2025 · Kommentieren

„Och“, dachte ich, „ein Romänchen zum Verhältnis zwischen Ost und West, irgendwie lustig, der alles ein bisschen auf die Schippe nimmt.“ – Und? Stimmt.

Was soll man tun, wenn einem mehr oder weniger versehentlich ein enormes Heldentum angedichtet wird? Wenn man zwar ein wenig, aber wirklich nur ein ganz klein wenig nachgeholfen hat? Und wenn sich dieses Heldentum dann leider aufbläht, im Privaten weite Kreise zieht und obendrein auf internationale Größe anwächst? Ja, was dann?

Michael Hartung ist der Hauptcharakter in diesem Buch, dem genau das passiert. Ja, er hat damals in der DDR 127 Menschen bei der Flucht in den Westen geholfen. Schon. Und er wurde dafür sogar von der Stasi Verhaftet und verhört. Ja. Er hat da bisher nur keine große Sache draus gemacht, weil, nun ja. Das ist damals halt einfach ein Versehen gewesen. Eine Verkettung glücklicher Umstände.

Es ist zwar toll, dass er, nachdem die Sache – leicht verschönert – groß raus kommt, er endlich wieder die Miete zahlen kann, sich vor Interviewanfragen nicht retten kann und auch seine Tochter wieder mit ihm redet. Aber ist es richtig, ganz Deutschland zu belügen? Außerdem: Muss der Schwindel nicht irgendwann auffliegen?

Ein witziges Setting! Mir war das Buch merkwürdigerweise nicht lustig genug. Klar kann man auch Mentalitätsunterschiede zwischen Ost und West, eine Medienkritik, Fragen zum Umgang mit der eigenen Geschichte und eine augenbrauenhebende Moralsache hineinlesen, aber, ach, ich bleibe lieber beim ironischen Ton des Buchs und sage: Das hätte noch abgedrehter sein können. Vom Ende war ich dann auch enttäuscht, denn dieses Bild, die Auflösung des Kernkonflikts, haben wir alle schon tausend Mal gesehen.

★★★☆☆
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