Das alte Web, gemacht in 2024: UberBlogr

Ich bin neuerdings Mitglied beim UberBlogr Webring und muss das vielleicht erklären (und weiß auch, dass ich Verlinkungen direkt im ersten Satz eines Eintrags aus Gründen der SEO eigentlich unterlassen sollte). Wie dem auch sei: Besser als auf der Seite des Webrings selbst könnte ich so einen Webring nie definieren, darum einfach ein Zitat:

Ein Webring ist ein Verbund von Seiten, durch die du dich mittels der Ring-Navigation hindurch klicken kannst. Die Idee eines Webrings stammt aus dem Jahr 1994, lang bevor es Suchmaschinen gab und soll das Finden von kleinen, lustigen, normalen, schönen, skurrilen und persönlichen Webseiten erleichtern.

Google & Co. erledigen das heutzutage, nicht wahr? Braucht man also überhaupt nicht, stimmt’s? Das ist ja das Tolle! Das alte Web, gemacht wie in 2024, übrigens auch so ein schamloses copy & paste von der Webring-Seite, es fühlt sich ein wenig an wie die 90er, als ich während der Dudelei des Analogmodems freudig auf die Verbindung zu dem Internet wartete und mir schon mal die Finger warm knetete für die Chatterei, die jeden Moment folgen würde. Alles ein wenig angestaubt, die Chancen standen gut, dass die Verbindung zusammenbrach und möglicherweise lag hier und da sogar ein Brokatdeckchen.

Im Ernst: Die Idee, sich unabhängig von Suchmaschinen und, Gott bewahre, gar Suchmaschinenoptimierung, zu vernetzen, ist für sich allein ja schon sympathisch. Wenn das dann noch im Rahmen von ausschließlich privaten Blogs ohne kommerzielle Ziele geschieht? Perfekt. Ein Webring ist also nichts anderes als eine dynamisch erzeugte Blogroll, eine online zusammengewürfelte Gemeinschaft Gleichgesinnter. Und die hat zurzeit schon über 80 Mitglieder!

Ich freu mich. Hier im Blog gibt’s ab sofort rechts am Rand sowie am Ende der Seite (auf Mobiltelefonen unten und … noch weiter unten) Verlinkungen zum vorigen und zum nächsten Blog im Ring, außerdem zu einem zufälligen Blog sowie zur Hauptseite des Webrings:

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Das E/N-Prinzip

Vor Jahren war es eine lustige Herausforderung, Google mit einem Suchbegriff zu füttern, auf den es exakt ein einziges Ergebnis lieferte. Ob das heutzutage noch geht, weiß ich nicht, aber der Begriff „E/N“ wäre zumindest ein guter Kandidat dafür gewesen.

Gestoßen bin ich auf dieses Prinzip bei Daniel vom Hosentaschenblog – übrigens ein großartiger Name für eine Seite. E/N steht für „everything/nothing“. Die Abkürzung wurde in den 1990ern für Online-Inhalte genutzt, die für die veröffentliche Person sehr wichtig waren, ihr sozusagen alles bedeuteten (everything), während sie für den Rest der Welt möglicherweise bedeutungslos waren (nothing). Hier wird die Herkunft der Abkürzung erklärt und die Bedeutung treffend zusammengefasst:

The website’s author covers a myriad of topics. It’s not narrowly focused. The author writes about everything or at least everything that’s important to the author. The site might contain something useful for anyone who visits. The content means everything to the publisher, but it could mean nothing to the rest of the world.

Beim Lesen dachte ich: Wow, das ist die beste Beschreibung für die Inhalte meines Blogs. Also, natürlich bedeuten sie mir nicht im direkten Wortsinn alles, aber sie sind mir offensichtlich wichtig genug, dass ich sie veröffentliche. Und gleichzeitig bedeuten sie euch nicht direkt nichts, denn ihr lest sie ja, aber sicher ziemlich wenig. (Du, ja, genau du, du liest das hier schließlich gerade.)

Interessant übrigens, dass E = 1 ist, es also aus einer Person besteht, während N = n ist, also aus einer unbestimmten Zahl Personen besteht. So viel zur Mathematik. Übersetzen darf man die Abkürzung allerdings nicht ins Deutsche, denn mit A/N sieht der Vergleich nicht so hübsch aus.

Als letzte Beobachtung kam mir in den Sinn: Die allermeisten Seiten in meinem Feedreader sind solche E/N-Blogs. Da schreiben echte Menschen Teile ihres Lebens ins Internet, Erkenntnisse, Gedanken, Meinungen und so weiter.

Writing for the sake of writing for personal reasons and not trying to impress others.

sawv.org

Impress others? Das ist in Zeiten der Social Media-Schwemme à la Instagram & Co. ja an der Tagesordnung. Schön, dass es genau diese Blogs gibt. Und da fällt mir ein: ich sollte dringend eine Blogroll erstellen.

WMDEDGT – 5. September 2024

Unter „Was machst du eigentlich den ganzen Tag“, kurz #wmdedgt, versammeln sich die Tagebuchbloggenden an jedem 5. eines Monats und berichten vom Tag. Initiiert wurde das von Frau Brüllen.

Morgens mit Ohrwurm aufgewacht und ich glaube, ich habe das Lied die ganze Nacht durch gesungen. Merke: Abends vor dem Schlafen besser keine Musik mehr hören. Und nur, weil ich im vergangenen WMDEDGT ebenfalls von einem Ohrwurm schrieb, soll das bitte keine Regel werden.

Später stehe ich vor dem Kleidenschrank, denke „ich habe nichts anzuziehen!“, jedenfalls nichts, was zu dem kaltnasswarmen Wetter passt. Es sollen zwar 30 Grad werden, aber momentan treffen sich Taupunkt und Temperatur bei 17, mit anderen Worten, et is eggelisch.

Bei der Arbeit spüre ich das seit gut zwanzig Jahren immer wieder anekdotisch erwähnte „Sommerloch“ zum zweiten Mal in meinem Leben. Das erste Mal war im vergangenen Jahr, das verwirrte mich anfangs sehr, aber auch dieses Jahr ist es seltsam: Es treffen wesentlich weniger E-Mails, Anrufe und generell Projekte ein. Die To Do-Liste indes reicht bis zum Herbst und sollte weiter bearbeitet sein, wenn sie dann alle aus ihren Urlauben und Dienstreisen zurück sind und Aufgaben und Fragen mitgebracht haben.

In der Mittagspause höre ich die ersten Minuten von „Pageboy“ von Elliot Page, in der deutschen Fassung gelesen von Jonathan Perleth. Page hat eine Transition von Frau zu Mann hinter sich. Mich hat es sehr beeindruckt, wie in der Fernsehserie „The Umbrella Academy“ damit umgegangen wird: Nach einer Staffelpause tritt er als Mann mit kurzen Haaren auf und die Gespräche dazu laufen etwa wie folgt ab: „Vanya heißt jetzt Viktor.“ „Ah, okay.“ Fertig. Im Buch erfährt man vermutlich, dass sein Weg in der wirklichen Welt nicht ganz so einfach gewesen ist. Bin gespannt.

Nach der Arbeit falle ich aufs Sofa und schlafe wie ein Stein. Woher diese Müdigkeit oft kommt, frage ich mich, aber der Körper wird schon seine Gründe haben.

Anschließend geht’s raus. Ich mache in der untergehenden Sonne einen Spaziergang über einen Berg, durch ein Waldstück und vorbei an Feldern. Die meiste Zeit begleitet mich ein Schwarm winziger Fliegen, vielleicht auch mehrere Schwärme im Schicht- oder Staffeldienst, ist auch egal, jedenfalls ist deren liebstes Hobby, direkt in meine Augen zu fliegen. Es macht mich wahnsinnig.

Eine halbe Sekunde Zeit für das Foto, dann musste ich wieder Fliegenwedeln
Eine halbe Sekunde Zeit für das Foto, dann musste ich wieder Fliegenwedeln

Auf dem Heimweg geht’s beim Supermarkt vorbei, für dies und das, zurück zu Hause brauche ich eine gute halbe Stunde zum Auskühlen. Draußen war es wärmer als gedacht.

Nach einer Dusche und dem Abendessen schreibe ich diese Zeilen und werde den Rest des Abends spielen oder lesen.

Fand ich süß
Fand ich süß