Das Date

Nervosität. Kribbelnd. Es ändert sich nie, man lernt nur, damit umzugehen.

Das Handy vibriert. Eine Nachricht von dir: Du verspätest dich. Mist. Länger warten. Ich kann nicht mehr still stehen und beginne, auf und ab zu gehen. Wie mag das wohl aussehen?

Zehn, fünfzehn Meter vorwärts, umdrehen, zurück gehen. Aus welcher Seitenstraße wirst du kommen? Warum habe ich nur vorgeschlagen, dass wir uns auf so einem großen Platz treffen? Ich Idiot. Warten.

Mehr Warten. Ich bin nicht nervös. Ach Quatsch, Autosuggestion, ich bin tierisch nervös. Dabei wirst du doch ein ganz netter Mensch sein, nehme ich an. Was du schreibst, entspannt mich. Wie machst du das überhaupt? Das ist einer der Gründe, warum ich dich treffe: Ich will es heraus finden. Vielleicht kannst du mich auch im wirklichen Leben entspannen.

Verdammt, du bist schon fünf Minuten zu spät. Das Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich blicke flüchtig umher. Im Café nebenan sind alle Tische besetzt. Bestimmt beobachtet mich jemand und fragt sich, warum ich so nervös bin. Immer wieder schaue ich in alle Richtungen. Von wo wirst du kommen? Stehst du gerade hinter mir? Nein… Jetzt vielleicht?

Zehn Minuten. Ich halte die Spannung kaum mehr aus. Meine Schritte beschleunigen sich, ständig drehe ich mich um und suche den Platz ab. Meine Hände zittern, sind kalt und schwitzig. Immer wieder nehme ich mein Handy in die Hand. Hast du geschrieben und ich habe es nicht gehört? (Als ob ich es nicht hören würde!) Nein. „Sorry, verspäte mich leider ein bisschen. Das tut mir leid!“ steht da nur. Da vibriert das Handy plötzlich und fällt mir vor Schreck fast aus der Hand: „Bin gleich da!“

Mir bricht am ganzen Körper der Schweiß aus. Das ist eine uralte Stressreaktion aus der Steinzeit, habe ich mal gelernt. Damit des Angreifers Klauen am eigenen Körper abrutschen. Ich will nicht fliehen, ich will dich endlich sehen. Meine Knie melden an, gleich ihren Dienst zu versagen.

Ich schaue aufs Handy. Keine neue Nachricht. Was heißt „gleich“ bei dir? Warum bin ich so nervös? Ich kenne dich doch gar nicht. Ich blickt auf und – da bist du. Ich erkenne dich sofort. Du musst noch den ganzen Platz überqueren, hast mich aber auch schon gesehen. Du hast ein breites Lächeln im Gesicht, wirkst etwas gehetzt. Die Hälfte des Platzes. Winken. Mehr Lächeln. Gleich bist du da.

„Hallo! Schön, dich zu sehen.“

Sofortige Entspannung.

Es ist gut.

Der Fall (von) WhatsApp

WhatsApp, die Software, die den Grundstein zur Ablösung von SMS legte, erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit. Jeder, der nicht weiß, was das für ein Programm ist, der braucht nicht weiter zu lesen. Alle anderen: Ihr wisst, von welchem Problem ich spreche.

Aber nicht nur, dass riesengroße Sicherheitslücken bestehen, nein, WhatsApp versagt auch auf anderen Ebenen: Neulich zum Beispiel wollte ich ein kleines Video von etwas über einer Minute Länge verschicken. Eine Version ging per iMessage nach Asien, eine Version sollte per WhatsApp innerhalb von Deutschland versandt werden.

Was soll ich sagen? In Asien kam innerhalb von einigen Sekunden das vollständige Video an. WhatsApp allerdings komprimierte zuerst eine ganze Weile, um dann festzustellen, dass das Video zu lang sei. Ich musste einen maximal 45 Sekunden langen Ausschnitt wählen, danach wurde erst einmal geschnitten, dann wieder hübsch komprimiert und dann eine Ewigkeit lang versandt.

Ein ständiges Problem ist auch die „zuletzt online“-Anzeige. So gut (oder nervig, das ist Ansichtssache) diese Funktion ist: Wenn die Macher von WhatsApp es nicht hinbekommen, dass auf diese Angabe Verlass ist, dann lasst sie um Himmels Willen einfach weg! Von der Öffentlichkeitsarbeit der Firma „WhatsApp Inc.“ braucht man gar nicht erst zu sprechen – die ist ja allbekanntlich schlichtweg nicht vorhanden. Ich habe mich schon mehrfach öffentlich über die Hochnäsigkeit eines gewissen Apfel-Konzerns aufgeregt, aber WhatsApp setzt dem noch eins drauf.

Mir ist es bewusst: Ich jammere auf hohem Niveau. Früher gab es gar nicht die Möglichkeit, Medien zu verschicken. Da konnten wir nur SMS versenden, falls wir es uns leisten konnten. Aber da es heutzutage die Technik gibt, warum nicht die beste nehmen? Das ist doch der Sinn unserer Marktwirtschaft.

Fazit: WhatsApp war der Wegbereiter. Und es war wichtig. Aber es ist nicht mehr zeitgemäß. War es womöglich noch nie.

Und es ist ja nicht so, dass keine Alternativen bestehen würden!* Da wäre zum Beispiel „Threema“ (App-Store), ein Messager, der sich gänzlich auf sichere Kommunikation eingestellt hat. Er definiert drei Sicherheitsstufen, aber ich fürchte, dabei geht ein wenig der Spaß am Schreiben verloren. Oder zum Beispiel „Hike“ (App-Store), eine etwas hübschere Software.

Das Problem bei diesen Apps ist, dass dort nur wenige User registriert sind und dadurch erstens die Apps nicht besonders gut bekannt werden und zweitens die Macher nicht viele Möglichkeiten haben, sie zu verbessern. Denn natürlich haben beide Apps ihre Macken.

Ich plädiere deshalb hier und heute dafür, dass wir alle uns einmal nach Alternativen umschauen. Ohne einen plattformübergreifenden Messager geht es nicht, deshalb testet einfach mal Neuland. Es gibt viele Sterne am Himmel der App-Stores.

*(Ich kann hier leider nur für den Apple App-Store sprechen, freue mich aber über Kommentare zu alternativen Chat-Apps aus anderen Stores.)