Im letzten WMDEDGT noch vom diesjährigen Sommerloch gesprochen, endete es im September ganz plötzlich mit dem Anruf einer Kollegin und auf uns regnender Arbeit. Mir fiel schon während ihrer Schilderung auf: das war’s dann für dieses Jahr. Aber das haben ruhige Zeiten eben so an sich, dass sie irgendwann enden, sonst wären’s ja keine ruhigen Zeiten.
Seit langer Zeit mal wieder bei einem Familientreffen gewesen. Vor Ort stellten wir fest: Ich habe zehn Jahre pausiert. Worüber wir nicht sprachen: Die sind alle ganz schön alt geworden. Ich spreche das nicht an, weil: Ich selbst bin natürlich nicht gealtert. Wir saßen bis spät abends draußen, trugen kurze Hosen und leichte Klamotten, aber zurück zu Hause und nur wenige Tage danach läutete ich den Herbst ein und machte „Berliner Kartoffelsuppe“. Das Rezept bei Chefkoch für zehn Personen füllt den größten meiner Töpfe bis an den Rand – selbst die Hälfte reicht für mehrere Tage samt eingefrorenen Portionen. Herrlich.
Mitte September war ich bei einem Konzert in Königswinter am Rhein. Wer hier aus der Gegend kommt, weiß: Das Städtchen war zur Zeit, in der Bonn Hauptstadt war, ein ganz heißer Tipp für Sonntagstourismus. Inzwischen komme ich jedes Mal ernüchtert von dort zurück heim, denn der Zustand der Läden deprimiert. Manche sind geschlossen und verfallen, in anderen ist die Zeit stehen geblieben, nur wenige scheinen den Jahrtausendwechsel mitbekommen zu haben. Die Stadt atmet seit gut 20 Jahren nur noch aus und lebt von vergangenem Ruhm. In weiteren 20 Jahren könnte sie in der Bedeutungslosigkeit verschwunden sein und ich frage mich, ob der Drachenfels als Herzschrittmacher ausreicht, das zu verhindern.
Einen Abend waren wir bei Freunden eingeladen und ich bekam unfreiwillig eine Lektion in Sachen Minderwertigkeitskomplexe. Niemand legte es darauf an, dass ich mich so fühlte – sonst wären es ja keine Freunde – aber mit zwei Absolventen einer Top-Uni und vier Gutverdienern am Tisch zu sitzen und zuzuhören, wie und welche Themen sie jonglierten, da bekam ich Anwandlungen. In solchen Momenten muss ich mir vergegenwärtigen, dass derlei Leute auch nicht alles können. „Erklär mir bitte noch mal, wie das mit diesen Lautsprechern geht, ich versteh das nicht.“ Oder: „Ha, danke dir für den Kommentar (in einer schwierigen Situation), du bist der einzige, der mich zum Lachen bringen konnte.“ Cambridge & Co. ist nicht alles. Einen Blog hat indes keiner von ihnen (lässt sich ja in der Form kein Geld mit verdienen, gell). Prioritäten.
Im September hatte ich auch das zweifellos schrägste Hotline-Telefonat meines Lebens. Ich rief für meine Mutter bei der Telekom-Hotline an. Dran war ein Typ mit einer unglaublich sexy Stimme und einer deswegen hundertprozentig richtigen Berufswahl. Im Verlauf des Telefonats diktierte ich ihm die Bestandteile ihrer E-Mail-Adresse, und ging, um Tippfehler zu vermeiden, behutsam vor.
- Ich: „… dann die Buchstaben O und F, also zum Beispiel wie das Autokennzeichen von Offenbach.“
- Er: „Oh, bei dem Kürzel OF muss man aber heutzutage aufpassen.“
- Ich, frage mich, welche Abkürzung verbotener nationalsozialistischer Zeichen ich hier übersehen habe: „Hä, was bedeutet das denn?“
- Er, rundheraus: „OnlyFans!“
Ich war kurz sprachlos und den Rest des Telefonats davon abgelenkt, mir den Besitzer dieser Stimme bei OnlyFans vorzustellen. Gleichzeitig war ich aber bemüht, den Gedanken an meine Mutter bei OnlyFans nicht zuzulassen. (Wir haben später darüber gelacht, sogar Muttern selbst.)
Zum Schluss noch ein winziges Rezept für eine Cocktailtomaten-Beilagen-Soße oder etwas in der Art. Schmeckt wunderbar tomatig, wenn die Tomaten einen starken Eigengeschmack haben, ist besser als jede Fertigsoße und obendrein schnell erledigt.
- 1 Packung kleine Strauchtomaten mit möglichst viel Geschmack, die Tomaten halbieren
- In einer kleinen Pfanne Olivenöl erwärmen, die Tomaten hinzu geben und auf mittlerer Hitze erwärmen
- Salz, Pfeffer, Oregano, Basilikum dazu, Deckel drauf
- Sobald es kocht, Deckel schief stellen, so dass das Wasser entweichen kann und alles etwas eindickt
- Auf mittlerer Hitze einkochen lassen, das dauert gut 20 Minuten oder etwas mehr
Einfach auf Nudeln schmeckt das schon super, ist aber auch toll zu Gemüse, Lachs oder was auch immer man mag.
In Königswinter trank ich gerne Kaffee vor dem Kaufmannsladen. Der war sehr gut!
Das ist ein nettes Sträßchen! Bisschen laut vielleicht wegen der Straße. In den Läden dort war ich glaube ich noch nie. Und das Hotel direkt gegenüber ist sich geschlossen.