Kindersünden

Die Kindheit. Das Leben ein Abenteuer, jeder Tag neu und jeder Tag spannend. Bis irgendwann die Gesellschaft Dinge von einem erwartet – absurde Sachen wie schulische Leistungen oder die Anschaffung eines Weckers.

Bis es soweit ist, wehrt sich das Jugendlichenherz noch eine Weile gegen die starren Regeln und möchte weiter frei und kreativ sein dürfen. Diese Übergangsphase mündet gerne nahtlos in die Pubertät und ach, Eltern haben es auch nicht gerade leicht.

Neulich fielen mir jedenfalls ein paar der Dinge meiner Jugendzeit ein, die in diese Phase fielen. Das alles fand in den 80ern und 90ern statt und wenn ich heute daran zurückdenke, war das schon deutlich andere Zeit. Es gab schließlich keine Handys und – Achtung – kein Internet.

Da Instagram und Snapchat noch nicht erfunden waren, machten wir uns über die Pflaumenbäume des unfreundlichen Bauern her. Die Bäume standen am Rand eines Feldes, er ignorierte sie in der Regel und ließ das Obst verkommen. Nicht so, wenn er uns beim Ernten erwischte – dann war das Gezeter groß.

In einem Winter hatte es so viel geschneit, dass wir im Garten ein Iglu bauen und ständig Schneeballschlachten veranstalten konnten. Eines Tages rotteten wir uns zusammen und beschlossen, Schneebälle auf Passanten zu werfen. Da wir aber gute Kinder waren, hatten wie vorher vereinbart, immer daneben zu werfen. So entstanden ganz lustige kleine Gefechte mit Spaziergängern, die Humor hatten.

Irgendwann wurde dann auch mal der Zigarettenautomat im Dorf interessant. Das Bargeld aufzutreiben und einen Moment abzupassen, zu dem einen niemand beim Kauf der Glimmstengel erwischen konnte, war schon ein Abenteuer für sich. So spannend das noch gewesen war, so enttäuschend stellte sich das Rauchen selbst heraus. Ich hielt nur wenige Züge aus.

Natürlich gab es auch den ortsbekannten Rowdy und er wohnte ausgerechnet in unserer Straße. Es wurde für Monate Dorfgespräch, als er nach einem Streit mit einer Nachbarin Teile ihrer Hausnummer abgeschraubt hatte. Zum Glück ließ sich der Postbote nicht irritieren und stellte die Briefe weiterhin richtig zu.

Mit zunehmendem Alter erweiterten sich die Möglichkeiten. Eines Abends erstand ich mit einer Freundin ein Paket mit 30 Likören, wir verzogen uns auf einen Baum mit guter Aussicht und tranken sie alle aus.

Mit dem Führerschein kam dann auch die Idee, bei der Fahrt fremde Menschen zu grüßen und im Rückspiegel belustigt zu beobachten, wie sie mit der Erfahrung umgingen. Manche grüßten sicherheitshalber freundlich zurück, andere verstanden den Scherz und winkten ab.

Ach ja, eine Kindheit ohne Internet war schon schön. Allerdings schien es dann auch der richtige Moment, als es endlich Einzug hielt! Fortan saß ich stunden- und tagelang vor dem PC und unterhielt mich mit aller Welt. Daraus erwuchs dann auch irgendwann ein Account bei Blog.de, einer Seite, die es heute gar nicht mehr gibt. Spulen wir ein paar Jahre vor und zack sind wir bei heute, und du, der du das hier liest, spielst auch eine Rolle. So schnell kann’s gehen.

6 Kommentare

  1. Moin mein lieber Thomas 🙂

    Dein Post war auch für mich eine Reise in die Kindheit. Bin zwar ein bissl älter, aber eigtl. sind unsere Geschichten gleich.

    Das mit den Apfelbäumen kenne ich auch, nur dass wir pflücken durften und die Äpfel immer an den örtlichen Jäger verkauft haben.

    Schneeballschlachten mit Passanten … immer und jedes Jahr 🙂

    Auch das mit dem Zigarettenautomat war bei mir so. Nur ich blieb 20 Jahre bei der Kippe.

    Und unser Likör war Kakao mit Weinbrand und unser Baum ne Bank ganz weit draußen^^

    Ja, Kindheit ohne Internet war klasse !!

    1. Hey Kaptain, schön, dass du dich hierher verirrt hast! Lustig, dass wir ähnliche Erinnerungen haben, wenn auch nicht verwunderlich. Sooo viele unterschiedliche Freizeitangebote gab es damals vielleicht gar nicht. Man ging eben raus und machte Unsinn, ob nun im Verein oder mit den Leuten aus dem Dorf. Aber Kakao mit Weinbrand? Uff. Das erinnert mich an Kakao mit Amaretto. Ach schön, dass der Herbst wieder kommt… Und kein Internet – heute unvorstellbar, aber verglichen mit heute war es(TM) damals einfacher.

      1. Na hab dich ja in meinem Reader 😉

        Das ist halt ähnlich wie Lumumba. In Ermangelung an Rum, musste Weinbrand herhalten LOL

        Ja, stimmt. Denke bei den Land-Peoples war das fast bei allen ähnlich 🙂

        Wir hatten noch ne Bande namens Baracudas. Dann gab es noch „Gabys Bande“ und die „Ponderosa Gang“ und mit denen hatten wir dann auch oft „Krieg“. Erinnere mich an eine legendäre Kuhfladenschlacht mit Gabys Bande^^

        1. Auweia, richtige Gangs hatten wir nicht. Aber es gab ein paar Vereine, deren Jung-Mitglieder fühlten sich ganz toll und cool (und insgeheim sah ich das auch so, weil die zum Beispiel Blaulichter hatten oder bei der Organisation von Dorffesten halfen).

          So witzig wie eine „Kuhfladenschlacht mit Gabys Bande“ wurde es aber nicht. Das wäre übrigens ein schöner Titel für eine Kurzgeschichte.

    1. Den Weg fand der Körper irgendwie von selbst. Auch entlang des stoppeligen Weizenfelds war es nicht so einfach, aber wir kamen ganz ohne Blessuren zurück nach Hause.

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