Moderne Zeiten

Wir leben in einer seltsamen Welt. Der eine Teil ist technologisch auf dem höchstmöglichen Stand, der andere Teil freut sich über fließendes Wasser. Ich werfe einen kurzen Blick auf den erstgenannten Teil, die „westliche Welt“, die Industriestaaten.

Wenn man es genau betrachtet, sind nämlich selbst diese auch mehr Schein als Sein. Man stelle sich Frankfurt am Main vor, Deutschlands Bankenstadt Nummer eins. Glasfassaden, Hochhäuser, der glatte und kalte Stil ist ja gerade enorm angesagt. Aber wenn man einmal buchstäblich hinter die Fassaden schaut, erkennt man deutlich, von was sich diese Welt entwickelt hat:

Die Manager beschließen Millionenprojekte, während zehn Meter unter ihnen stinkende Scheiße durch alte Kanäle quillt. Millionen Kilometer Rohre bringen das Abwasser weg und frisches Wasser her. Genau so ist es mit dem Strom; es ist enorm aufwändig, abends nicht im Dunkeln zu sitzen. Wir können auf den Mond fliegen, aber hinter jeder Schrankwand liegen trotzdem fünf Mehrfachsteckdosen, weil man ohne Kabel eben nicht auskommt. Wir bauen Autos, mit denen man schneller fahren kann als der Schall – aber wer samstags versucht hat, bei IKEA einen Parkplatz zu finden, kennt das eigentliche Problem mit diesem Fortbewegungsmittel (vom Treibstoff fange ich gar nicht erst an).

Wenn Außerirdische auf unseren Planeten kämen, die uns in den Erfindungen um tausende Jahre voraus sind – wie würden sie wohl über uns denken? „Die Blender! Schaffen es nicht mal, einen Straßenbelag herzustellen, der dem Frost standhält.“

Manchmal besinne ich mich darauf,

  • dass wir von Jägern und Sammlern abstammen,
  • dass immer noch Menschen an Krankheiten sterben, die nicht behandelbar sind,
  • dass es unnormal ist, wenn mein Obst schon weiter gereist ist als ich,

und dann stelle ich fest, dass wir Menschen ganz schön klein und manchmal auch ziemlich hilflos sind. Aber dann nehme ich mein iPhone, mache ein Foto und poste es im Internet. Und dann freue ich mich, dass wir nicht mehr in Höhlen leben müssen und bin zufrieden mit dem, was wir jetzt haben. Und ich bin gespannt auf das, was noch kommt.

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