Über Panikattacken

Würde ich gebeten zu erklären, was eine Panikattacke ist, dann würde ich die folgenden Beispiele aufzählen:

Beispiel 1: Neulich führte ich ein Videotelefonat und mein Gegenüber fragte mich aus heiterem Himmel plötzlich: „Sag mal, Thomas, hast du eigentlich Angst vor Spinnen?“ Ich fand schnell heraus, dass hinter mir an der Wand eine relativ große Spinne saß und meine Gesprächspartnerin mich ganz vorsichtig auf den potenziellen Schock vorbereiten wollte. 

Beispiel 2: Vor vielen Jahren saß ich mit einer Freundin im Flugzeug in den Urlaub und bot mein Knie als Haltegriff an: Sie hatte nämlich Flugangst. Blaue Flecke bekam ich zwar keine, aber ihre schwitzige Hand durchnässte meine Jeans. 

Beispiel 3: Einmal stand ich auf einer Aussichtsplattform an einer hohen Klippe. Die Plattform führte über das Gestein hinaus und der Boden bestand nur aus einem Metallgitter. Wir Touristen konnten also mehrere hunderte Meter nach unten schauen, direkt unter unseren Füßen. Die Aussicht ins Land war großartig, aber den echten Adrenalinschub brachte der Blick nach unten, wenn man sich das überhaupt traute. 

Alle drei Ängste sind irrational, jedenfalls zu großen Teilen. Natürlich können Spinnen beißen und auch mal gefährlich sein, aber in Deutschland ist das sehr unwahrscheinlich. Und natürlich kann ein Flugzeug abstürzen, aber man sagt, statistisch gesehen sei Fliegen sogar sicherer als Autofahren. Und natürlich konnte das Metallgitter an der Aussichtsplattform durchbrechen und wir in die Tiefe stürzen. Aber wie wahrscheinlich ist das alles?

Genauso verhält es sich bei Panikattacken. Das sind größtenteils irrationale Ängste in Momenten, in denen diese Angst von außen betrachtet nicht erforderlich ist. Und damit unterscheiden sich Panikattacken nicht sonderlich von Ängsten vor Spinnen, vor dem Fliegen oder vor Höhe. 

Die Symptome einer Panikattacke unterscheiden sich darum auch nicht besonders von denen der anderen Ängste: Man bekommt Herzrasen, Schweißausbrüche, ist nervös, fühlt sich schwach und schwindelig, hat vielleicht sogar Überlebensängste. Die Gefühle sind die reiner Angst, und die kennen wir alle.

Aber wie kommt es überhaupt zu einer Panikattacke? Wenn ich das umfassend beantworten könnte, hätte ich vermutlich selbst keine mehr. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Angst davor, eine Panikattacke zu bekommen, am ehesten dazu führt, dass tatsächlich eine kommt. Klingt unlogisch? Ein wenig vielleicht, es ist aber am Ende ein simpler Teufelskreis und auch den kennen wir alle. 

Kann man dagegen etwas unternehmen? Ja, es ist aber reichlich aufwendig: eine Konfrontationstherapie. Bei Spinnen, Höhenangst und auch beim Fliegen sollte es also helfen, sich immer wieder der Angst auszusetzen – natürlich zu Beginn nur ein wenig und zunehmend mehr. Der eigene Kopf soll bei dieser Methode lernen, dass nichts Schlimmes passiert und die Situation anders als erwartet doch ganz gut auszuhalten ist. Je häufiger die Angst als erfolgreich überstanden wahrgenommen wird, desto mehr wird sie mit positiven Gefühlen überschrieben und verschwindet irgendwann. 

So viel zur Theorie. Diese Technik ist bei mir selbst noch nicht von Erfolg gekrönt, aber was nicht ist, kann ja noch werden. 


Beitragsbild: mohamed Hassan auf Pixabay

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