Der Autor erzählt von einer Phase in seinem Leben, in der er depressiv und verstört, von Panikattacken geplagt und einem Nervenzusammenbruch nah ist. In dieser schwierigen Phase fährt er von Berlin zu seiner Mutter aufs Land, für unbestimmte Zeit. Seine Mutter spielt eine tragende Rolle in der Geschichte, denn allein durch ihre Art, zu leben, zieht sie ihn wieder hoch. Dabei ist sie schon Mitte 80! So rüstig wie sie will man gerne sein.
Schon immer hatte ich das an meiner Mutter bewundert, dass da etwas in ihr war, das unbedingt vorwärts wollte, eine Richtung hatte. Nie sah es bei ihr so aus, als würde sie gehen, um etwas hinter sich zu lassen. Meine Mutter kam nie irgendwoher, immer wollte sie irgendwohin.
Das Buch ist außerdem gespickt mit vielen kleinen Erinnrungsschnipseln und Anekdoten aus Meyerhoffs Erlebnissen als Schauspieler am Theater. Viele Situatiönchen, manche mit Lehre, andere nur zum Schmunzeln, die meisten verknüpft mit einem Thema, dem er sich in der Zeit bei seiner Mutter widmet. Immer wieder geht es dabei um sein Ausgebranntsein, das ihn natürlich auch auf der Bühne belastet.
Die Zuschauer amüsierten sich, doch in mir blieb während der Aufführungen immer ein Widerwille, mich derart zu verausgaben. Es war mir zu anstrengend, zu laut, zu hysterisch. Wenn ich nicht dran war, saß ich zusammengesunken hinter der Papierkulisse auf einem Stuhl, innerlich erloschen, ein uraltes Zirkuspferd mit gesenktem Kopfputz, nur um auf die nächste Fanfare hin den Autopiloten anzuwerfen und mit erhobenem Haupt hinaus in die Manege zu galoppieren.
Am Ende, so ist es von vornherein angelegt, fährt er wieder heim und fühlt sich sicherer, wohler, geheilter.
Ich fragte mich das ganze Buch über, wieso ich es überhaupt las. Gerade im ersten Drittel hatte ich Schwierigkeiten, damit warm zu werden, hier so etwas wie ein Tagebuch einer Person zu lesen, die mir nichts sagt, von der ich kein anderes Buch, kein Theaterstück, nicht mal ein Foto kenne. Es gab mir nichts, und in manchen Momenten hielt mich nur der horrende Preis von 23 Euro bei der Stange. Warum ich so teure eBooks kaufe, erklärte ich im August.
Und auch jetzt, am Ende, denke ich: Das waren schöne Anekdoten, einige auch lustig, ich musste mehrfach lachen. Aber warum dieses Buch überhaupt existiert, außer natürlich des Buchs selbst wegen, das habe ich nicht verstanden. Abgesehen davon liest es sich gut, bei den Symptombeschreibungen der psychischen Krankheit vielleicht etwas platt, aber erzählen kann Meyerhoff gut. Beim Theater erlebt man offenbar ordentlich was!
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