Jubiläum: 20 Jahre Schreiblehrling

4. November 2025 · 4 Kommentare

Vor zwanzig Jahren veröffentlichte ich den ersten Blogbeitrag. Ich schaue zurück, zitiere meinen ersten Text, überlege, was sich in der Zeit geändert hat und frage mich, wo es mich hinzieht. (Spoiler: nirgendwo hin.)

Am 4. November 2005 veröffentlichte ich meinen ersten Blogbeitrag, damals noch beim Anbieter Blog.de. Ich hatte über diese Weblogs gelesen und da ich gerade wesentlich Wichtigeres zu tun hatte, freute ich mich über eine Ablenkung:

Herrje, wie bin ich hier denn hin geraten? :-) In der P.M. Fragen und Antworten hab ich gelesen, dass es Blogs überhaupt gibt. Und dabei dachte ich, ich würde mit der Zeit gehen (zum Glück haben auch meine Kollegen auf der Arbeit das gleiche Bild von mir *hehe*).

Tja die Seite hat mich interessiert und hier isses – mein Weblog. Oder Webblog? Oder ist das noch was anderes? Na ich hab jetzt jedenfalls keine Lust, das zu recherchieren. Was soll’s, Welt, hier bin ich *g*

Äh, und jetzt? Das legendäre weiße Blatt, dessen ersten Worte das Schwierigste beim ganzen Schreiben sein sollen, gibts hier ja nicht. Vielleicht stelle ich mich mal kurz vor:

Ich bin Thomas, komme aus Bonn, mache gerade eine Ausbildung zum Kaufmann für Bürokommunikation und werde – drückt mir die Daumen – die auch Ende Januar 2006 abgeschlossen haben. (…)

Ab morgen habe ich Lernurlaub bis zur ersten Prüfung am 23.11., kann mich also voll und ganz dem Stoff widmen. Wääh das wird toll, lernen von morgens bis abends! Ich freu mich schon darauf, Stunden um Stunden gebeugt über dem Tisch zu sitzen und auf dem Taschenrechner herum zu tippen, während ich mal wieder eine Aufgabe in Rechnungswesen nicht verstehe.

Was hilft da besser als eine kleine Ablenkung? Na wollen mal sehen, ob ich in der Lage bin, seitenweise Monolog-Chat zu führen. Aber hey, ich bin für Kommunikation, also kommentiert meine geistigen Ergüsse bitte, bin ja für alles offen *g*

Blog.de gibt es nicht mehr. Seinerzeit steppte – in meiner kleinen Welt – dort aber der Bär. Innerhalb weniger Tage war ich voll und ganz in dem sozialen Netzwerk aus Blogs angekommen. Natürlich nannte man das damals noch nicht so, denn es gab ja nicht mal Twitter, selbst Facebook war hierzulande weitestgehend unbekannt. Wir schrieben kurze und längere Einträge, kommentierten fleißig gegenseitig und man traf sich sogar auch mal persönlich, obwohl wir natürlich über Deutschland verteilt waren.

Auf der Startseite gab es eine Übersicht, auf der die letzten Beiträge plattformweit sowie aus den näher bekannten Blogs anderer User aufgelistet wurden. Es gab sogar ein Leaderboard, auf dem nach irgendeiner seltsamen Berechnungsgrundlage die besten Blogs gekürt wurden. Ich schaffte es einmal auf Platz 3 und weiß seitdem, dass die Plattform klein gewesen sein muss. Es genügte jedenfalls, einfach auf der Seite herum zu hängen, neue Beiträge und Menschen kamen von ganz allein in Sicht. Damals waren Algorithmen wie dieser natürlich noch nicht so kaputt wie sie es jetzt sind.

Die vielen einzelnen, frei in der Onlinewelt schwebenden Blogs, die es heutzutage gibt, machen das Auffinden zwar etwas aufwändiger, man muss den Feedreader eben selbst bestücken, aber das macht sogar Spaß. Zusätzlich übernehmen Initiativen wie der UberBlogr Webring die Funktion eines neutralen Empfehlungsalgorithmus. Eine gesunde Community funktioniert heute also anders als damals, das Schreiben macht aber genauso viel Spaß.

Inzwischen habe ich etwa 550 Blogeinträge verfasst, die etwa 900 DIN A 4-Seiten umfassen würden. Ich betrieb insgesamt fünf verschiedene Blogs, wobei ich diesem hier am längsten treu bin. Zwei waren kurzlebige Initiativen – der eine hatte nur ein paar Beiträge und die Texte des anderen gingen nie online. Es gehört dazu, Dinge auszuprobieren und sie bei Bedarf wieder zu verwerfen. Statt mich zu grämen, dass ich die Ideen nicht weitergeführt habe, freue ich mich über das, was ich dabei gelernt habe.

So! Und wie geht’s weiter? Das ist das Schöne an Hobbyprojekten! Ich habe keine Ahnung, brauche und will sie gar nicht haben – wir werden es erleben. Danke euch fürs Lesen und Kommentieren!

Ach, und falls sich jemand gefragt hat: Die Abschlussprüfung bestand ich, sogar sehr gut. Das wird natürlich maßgeblich an der Zerstreuung zwischen den Lerneinheiten gelegen haben…


4 Antworten

  1. Herzlichen Glückwunsch. Das ist ne verdammt lange Zeit, in der ja mit schöner Regelmäßigkeit Bloggen totgesagt wurde, was für viele Kolleginnen und Kollegen gewissermaßen auch stimmt. So wie für Bloggerstammtische, -Clubs, -Stöckchen, -Paraden, -Awards und jeder Menge anderer Vernetzungsaktionen.


  2. Hört hört.

    Dann gratuliere ich doch recht herzlich und nehme dein Durchhaltevermögen als Ansporn, es dir gleich zu tun.

    Ich wünsche weiterhin viel Freude dabei, das Internet mit Buchstaben aufzuwerten! ;)


  3. Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum und zum so lange Durchhalten. Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß das nicht immer einfach ist. ;)


    1. Danke dir! Es gibt wirklich so Phasen, nicht wahr, in denen man aus dem Mitschreiben gar nicht raus kommt, und dann wieder Zeiten, in denen richtige Flaute herrscht. Aber das ist wahrscheinlich ganz normal. Ein Glück, dass wir das hier nicht für Geld machen, sonst müssten wir uns ständig künstlich was aus den Fingern saugen.


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