Zu Fuß auf der Autobahn

Das ist mir einmal passiert, und es bleibt auch hoffentlich dabei: ein unfreiwilliger Sprint über die Autobahn. Wie kam es dazu?

Vor einigen Jahren hatte mein Auto einen schlimmen Unfall. Ich sage nur „mein Auto“, weil ich in dem Moment zum Glück nicht drin saß. Ein LKW-Fahrer hatte sein Gefährt nicht richtig eingeschätzt und beim Abbiegen mein geparktes Auto gegen einen Baum gedrückt. Der Wagen entging knapp einem Totalschaden, war also eine ganze Weile in der Werkstatt. Als er wieder kam, sah er für mich als Laie aus wie immer.

„Was war das denn für ein Geräusch?!“

Ich wunderte mich nur eines Tages beim Waschen darüber, dass der an der Heckscheibe angebrachte Spoiler oben etwas abstand und nahm mir vor, das beim nächsten Besuch der Werkstatt anzusprechen. Dazu sollte es nicht kommen, denn eines Tages brach das Teil auf der Autobahn einfach ab. Es gab ein lautes Knacken und im Rückspiegel konnte ich verfolgen, wie der Spoiler eindrucksvoll über die Autobahn segelte.

Im Nachhinein stellte ich fest, wie viel Glück ich in dem Moment hatte. Der Verkehr floss schnell, vielleicht 160 km/h, und mein Auto warf ein etwa anderthalb Meter großes Stück Plastik mitten hinein. Trotzdem wurde kein Auto getroffen, nicht einmal große Ausweichmanöver waren nötig, soweit ich das sehen konnte. Dennoch: Da lag nun ein Stück meines Autos auf der Fahrbahn und das durfte ja so nicht bleiben.

Zum Glück gibt es an der Stelle viele Ausfahrten, so dass ich leicht wenden konnte: Der Spoiler lag im Grünstreifen zwischen beiden Fahrbahnen. Was nun?

Liegen lassen oder…?

Das Teil war an der Stelle keine Gefahr für andere Autos, ich hätte es also dort liegen lassen können. Da ich aber Argumentationsprobleme mit der Werkstatt oder der Versicherung witterte, wollte ich das Beweismaterial sichern.

So kam es also, dass ich über die Autobahn hechtete. Erste Erkenntnis: Warnwesten werden auch in Kindergrößen verkauft und ich war stolzer Besitzer von gleich zwei Exemplaren. Beim dritten Griff wurde ich aber fündig.

Nächste Erkenntnis: Alles über 100 km/h ist sehr, sehr schnell. Die Autos flogen nur so an mir vorbei – da wird es schwer, einzuschätzen, ob die Zeit für eine Überquerung der Fahrbahn reicht. Dritte Erkenntnis: So eine Autobahn ist sehr breit! Was im Auto geradezu schmal wirkt, ist zu Fuß ein ganzes Stück Weg.

Sicher waren einige der Autofahrer verwundert, aber auch zu schnell, um sich mein Nummernschild zu merken… So fand ich nach etwas Suchen den Spoiler, rannte hin und wieder zurück und war sehr erleichtert, als ich wieder im Auto saß.

Alles gut

In der Werkstatt gab es dann sogar keine Probleme. Man stellte fest, dass der Spoiler falsch montiert gewesen war und darum zu hoch gesessen hatte, so dass der Fahrtwind ihn bei der Geschwindigkeit hatte anheben können.

Es war ein spannendes und sicherlich verbotenes Erlebnis, das man nicht erlebt haben muss. Und falls doch: einmal reicht.


Foto: RolandSD / Pixabay.com

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