Ein Jahr mit dir

Meine liebe,

wer weiß, wofür dieses Fazit einmal gut sein wird; ich möchte die Chance nicht verpassen, eine kurze Rückschau auf unser erstes gemeinsames Jahr zu halten.

Wieder getroffen haben wir uns vor knapp elf Monaten, wir wussten anfangs beide nicht so recht, was wir voneinander halten sollten. Zwar kennen wir uns schon viele Jahre, aber das letzte Treffen war schließlich schon einige Jahre her und man weiß ja nie, wie der andere sich verändert. Ich muss in dem Zusammenhang auch anmerken, dass sich an deinem Äußeren nicht viel getan hat – robust wie immer – aber dass sich dein Inneres verändert hat. Einige Dinge waren da auch ehrlich gesagt nicht so ganz mein Fall, aber abgesehen davon dass ich keine andere Wahl gehabt hätte, war ich mit dir im Großen und Ganzen auch durchaus zufrieden.

Die Menschen, die ich mit dir neu kennen lernen durfte, sind durch die Bank nett. Da gibt’s besondere und weniger besondere Persönlichkeiten, aber als Gemeinschaft passen wir schon alle gut zusammen. Ich hoffe, das bleibt auch so.

Und ich? Hoffentlich hast du mich zumindest auch in einer positiven Art und Weise erleben können. Das, was ich nun als Rückmeldung bekommen habe, lässt das schließen.

Lass uns anstoßen auf zwei weitere Jahre Spaß und Schweiß! Ich gönne mir jetzt meine verdienten sechs Wochen Freizeit, während du dir ein neues Gesicht machen lässt. Bis August – liebe Schule!

Die Fußballweltmeisterschaft – aus meiner Sicht

Also ich bin wirklich kein Fußballfan. In einem Kinderbuch las ich seinerzeit die schöne Idee, man könne ja einfach 22 Bälle aufs Spielfeld werfen, damit sich da nicht so um den einen Ball gestritten werden muss – und ein ähnliches Verständnis habe ich da auch. Ich weiß nicht ganz genau, was Abseits ist, das passive Abseits habe ich sowieso noch nie verstanden, die Spieltaktiken sind mir zu kompliziert und diese ganzen Champions Leagues, Europameisterschaften und sonstigen Pokalspiele sind für mich ohnehin ein Buch mit sieben Siegeln.

Aber neulich stand ich beim griechischem Imbiss (der übrigens zu 50 Prozent Deutschlandfan ist) und wartete auf mein Essen zum Mitnehmen, da fiel mir ein, warum ich überhaupt der WM so viel abgewinnen kann. Warum ich als bekennender Verweigerer solcher Massenveranstaltungen mich da ein bisschen vom Eifer packen lasse und tatsächlich Fußballspiele in voller Länge schaue: Fast nie schafft es ein Ereignis, die Menschen in Deutschland derart zu vereinen. Wildfremde Fans feiern zusammen im Stadion, wer mit Deutschlandfahne auf die Straße geht, wird einfach mit „Schland“ gegrüßt, es schießen Tippgemeinschaften wie Pilze aus dem Boden, Schulen und Arbeitgeber planen die Lern- und Arbeitszeiten um die wichtigen Spiele herum und natürlich trifft man sich in Kneipen, Restaurants und öffentlichen Plätzen zum Public Viewing.

Eine solche, plötzlich auftauchende Gemeinschaft habe ich in Deutschland außer bei der Fußball-Weltmeisterschaft nur bei der Einführung des Euros erlebt: Da lachte man auch gemeinsam an der Kasse im Supermarkt darüber, dass jeder die Münzen beim Abzählen noch genau anschauen musste. Dieses Gefühl von Gemeinsamkeit wird mit dem Ausscheiden Deutschlands, spätestens aber mit dem Ende der WM am 11. Juli, genau so schnell vergehen wie es gekommen ist. Vielleicht sind wir einfach keine Nation mit überschwänglichem Nationalstolz, weil wir nicht an Deutschlands Vergangenheit erinnert werden wollen. Vielleicht liegt es uns auch nicht im Blut. Aber das ist für mich gerade nebensächlich.

Ich freue mich einfach darüber, dass sich einen Monat lang sehr viele Möglichkeiten ergeben, mit Freunden, Bekannten oder Unbekannten gemeinsam zu feiern oder zu trauern. Und auch wenn ich mich nicht in die Strömung des Public Viewing werfen werde, so ärgert es mich kein Stück, wenn ich nach einem weiteren Sieg der deutschen Elf nachts von einem Hup- und Vuvuzela-Konzert geweckt werde.

Die schwedische Rechtschreibung

Heute bekommen – und ich denke nur, „wo er Recht hat…“:

Die Deutsche Rechtschreibung ist ja nicht ganz einfach, zumal wenn man noch alte, mittlere und neue Deutsche Rechtschreibung berücksichtigen muss. Im Zuge der königlichen Hochzeit in Schweden sind jetzt allerdings Details der schwedischen Rechtschreibung offenbar geworden, die die deutschen Regeln doch klar in den Schatten stellen.

Den Journalisten und sonstigen Berichterstattern vom Hochzeitsgeschehen war aufgefallen, dass die diversen Gustafs mal mit f und mal mit v am Ende notiert waren, und dies auch dann, wenn es sich um ein und dieselbe Person handelte. Nachlässigkeit? Nein. Eine kundige Person gab Auskunft: Ein Gustaf, der noch unter den Lebenden weilt, schreibt sich mit f, ein verstorbener Gustav dagegen mit v. Eine interessante Rechtschreibregel, nicht wahr?! Ob wohl Bücher umgeschrieben werden, wenn Gustaf zu Gustav mutiert? Ob diese Regelung nur für königliche Gustafs gilt oder auch für Hinz und Kunz (äh – Gustaf und Gustav) von der Straße, darüber sagt meine Informationsquelle leider nichts.

Aber die Schweden wären nicht die Schweden, wenn sie nicht noch eins draufsetzten. Besonders akribischen Beobachtern fiel auf, dass zwei königliche Gustavs, obwohl unbestritten bereits verstorben, dennoch fürderhin als Gustaf geschrieben werden. Erklärung: Der gegenwärtige König (Karl XVI Gustaf) hat verfügt, dass diese beiden Gustafs zu seinen (Karl XVI Gustafs) Lebzeiten weiterhin als Gustaf und nicht als Gustav zu schreiben seien, da er sie persönlich gekannt habe.

Es wäre schön zu wissen, ob die schwedische Version der Microsoft-Word-Rechtschreibprüfung diese Feinheiten beherrscht.